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410 Pyschische Studien. XVI. Jahrg. 9. Heft, (September 1889.,)
N. und Frau waren zur Zeit die einzigen Bewohner des
Hauses, sie wohnten parterre, während sich in den oberen
Räumen eine Mädchenschule befand, welche aber der
Sommerferien wegen geschlossen, während die Lehrerin
verreist war. Dort oben nun, wo gegenwärtig Niemand
sein konnte, wie auch auf der Treppe, hörten AT. und
Frau häufig Fus&triLtc, als ob Menschen in den
Zimmern umhergingen, auch hörten sie, dass Thüren
geöffnet und zugemacht wurden. Die Frau N. ist,
wie ich hörte, in einem Spukhause geboren und aufgewachsen
.
12. Fall. — Das Thema des Quellenfindens durch
Ruthengänger ist bereits so viel besprochen und die
Realität dieser Kunst so entschieden ausser Zweifel gestellt
worden, dass es unnütz erscheinen könnte, noch etwas
darüber zu sagen. Indessen fast noch merkwürdiger, als
die Thatsache selbst, ist die Unkenntniss, womit das Wasserfinden
auf die gedachte Weise nicht nur von der Masse
vulgärer Aufklärlinge, sondern auch von naturkundigen
Gelehrten geleugnet und in das Reich der Fabel verwiesen
wird, während andererseits diese Methode in ländlichen
Gegenden weit und breit bekannt ist und bei jedem neu
zu grabenden Brunnen praktisch angewandt wird.
Als ich im Sommer des vorigen Jahres ein paar Wochen
in dem Hannoverschen Orte Dahlenburg verlebte, besuchte
ich eines Tages mit meinem dort ansässigen Schwager einen
neu angelegten Friedhof, welcher, auf einer trockenen,
sandigen Anhöhe belegen, mit einem wohlgespeisten Brunnen,
zum Begiessen der Anpflanzungen bestimmt, versorgt war.
Als ich dann fragte, wie man hier das Wasser gefunden
habe, antwortete mir mein Schwager: — ,,Das haben wir
ausgewickt." - Ich fragte nun natürlich weiter, was „Auswicken
" sei, worauf mein Schwager mir die Sache mittelst
eines gabelförmigen Zweiges vordemonstrirte. Ich hörte
ferner, dass der „Wiek" (der Zweig) in den Händen vieler
Personen „ziehe", d.h. schlage; Tieflage aber, sowie Menge
und Qualität des Wassers vermöge nur ein geübter „Wasser-
wicker" zu ermitteln. Ein solcher, der mir genannt wurde,
hatte die Quelle auf dem Friedhofe als in 23 Fuss Tiefe
liegend angegeben, auf welchem Punkte das Wasser auch
gefunden worden. Die Adresse dieses Mannes ist: —- Steinhauer
Jürgen Rosseburg in Quickborn bei Dahlenburg
(Provinz Hannover). Ich hätte Rosseburg gern persönlich
gesprochen, traf ihn aber bei einem Besuch, den ich in seiner
Wohnung machte, nicht an. Er arbeitet, wie man mir
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