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Goos: Uebershmliche Erscheinungen.
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sagte, meistens in anderen Orten *) (Mein Gewährsmann ist
mein Schwager J. M.)
13. Fall. — Zwischen meinen Schwager J. M. und mir
kam auch die Rede auf einen gewissen G., einen Tischler,
der in Hamburg wohnhaft ist, und von dem mein Schwager
wusste, dass er sich vor Jahren bei einem Meister in
Dahlenburg als „Sargprophet" bewährt hatte. Dies
letztere war mir, obwohl ich G. schon lange kenne, bis dahin
unbekannt gewesen. Als ich dann in Hamburg Gelegenheit
fand, ihn hierüber zu befragen, theilte er mir mit, dass er
Nachts das Arbeiten in der Werkstatt höre, und dass er
aus der Tonart des Hobelns und Hämmerns auch erkennen
könne, ob ein grosser oder ein kleiner Sarg gemacht werde,
d. h. gemacht werden solle. (Mein Schwager J. M. arbeitete
zu der Zeit mit G. in einer Werkstelle, wusste mithin
bestimmt, dass G/s Vorhersagungen eingetroffen waren.)
Einmal auf dies Thema gekommen, erzählte mir G. auch
noch andere Erlebnisse der Art. So wären er und seine
Frau einst erschreckt worden durch das Herabstürzen
des Küchengeschirres; beim Nachsehen in der Küche
aber hätten sie alles unversehrt auf seinem Platze gefunden.
Zur selben Zeit wäre, wie sie bald darauf erfahren, sein
Schwiegervater gestorben.**)
Ein andermal, während G. Unpässlichkeit halber im
Bett gelegen und seine Frau, mit Handarbeit beschäftigt,
in seiner Nähe am Tisch gesessen, wäre die auf dem
Tische liegende Scheere empor geflogen. Um
dieselbe Zeit war sein Schwager, der Bruder seiner Frau,
gestorben.
Eine höchst merkwürdige Erfahrung hatte G. gemacht,
als er einmal beim Baden dem Ertrinken nahe gewesen.
In dieser kritischen Situation wäre ihm auf einen flüchtigen
Augenblick der Begebnissinhalt seiner ganzen Lebenszeit,
von der Kindheit an, so anschaulich wie ein Bild in das
Bewusstsein getreten, als ob die Umstände von der verflossenen
Zeit losgetrennt gewesen wären.
14. Fall. — Von meiner Schwägerin, Frau /?. M., erfuhr
ich, dass ein junges, etwa sechzehnjähriges Mädchen ihrer
*) Man vergleiche hierzu unsere Kurze Notiz b) in „Psych.-Stud."
Mai-Heft 1889 8. 248 ff. — Desgl. Glauairoz' Bericht über die Wtinschel-
ruthe, Jahrgang 1879 S. 323 ff. Die Red.
**) Man vergl. hierzu den vom Uebersetzer des Werkes: „Der
Arzt" von A. J. Davis (Leipzig, 0. Mutze, 1873) S. LXI ff. des „Vor-
wortes44 mitgetheilten Fall vom sog. Fallen des Leichenbrettes
und vom Stilistehen des Seigers im Moment des Todes seines
kleinen Bruders. Auch bei Friedrichs d. Gr. Tode stand eine Uhr
still. — Die Red.
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