Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 417
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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schon im gewöhnlichen Schlafleben. Weit entfernt also,
dass der Somnambulismus eine Störung des Seelenlebens
wäre, ist er vielmehr eine Steigerung desselben, und zwar
nach ihren beiden Funktionsrichtungen. Die Somnambule
Julie, über welche eine merkwürdige Monographie des
Präsidenten Strombeck vorliegt, zeigte eine so gesteigerte
Naturheilkraft, dass schadhafte Zähne, die ihr ausgezogen
wurden, in einigen Wochen sich wieder ersetzten.1)

Es treten nun aber diese gesteigerte Heilkraft und die
Heilmittelvorstellung auch im Irrsinn auf, womit abermals
bewiesen ist, dass im Irrsinn nicht die physische
Substanz des Menschen erkrankt ist, sondern nur jenes
Organ, auf welchem die sinnliche Erkenntnissweise beruht,
das Grehirn. Es ist schon häufig beobachtet worden, dass
Contusionen und Wunden, welche Irrsinnige sich beibringen,2)
mit grosser Leichtigkeit und ohne medicinische Behandlung
heilen, was also nicht ein Symptom des Irrsinns, sondern
des im Irrsinn eintretenden Autosomnambulismus ist.

Oft bringt es die Naturheilkraft nur zu einem so ungeregelten
Autosomnambulismus, dass die daraus
entspringenden Handlungen ganz den Schein des Irrsinns
erwecken, wiewohl keiner vorliegt. Dies war z. B. sogar
als Massenerscheinung bei jenen Vorgängen der Fall, die
gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts, etwa 20 Jahre
hindurch, am Grabe des Abbe Paris in Paris zur Beobachtung
gelangten, und die durch eine Fülle gerichtlicher Dokumente
so gut verbürgt sind, dass nicht einmal die Gegner dieser
mit dem Jansenismus zusammenhängenden Bewegung
die Thatsachen leugneten. In dem darüber vorliegenden
voluminösen Werke des Parlamentsrathes Carre de Montgerori1)
ist z. B. von einem zwölfjährigen Mädchen, Madeleine Durand,
die Rede, das an einem schweren Zungenkrebs litt, welchen
zu operiren der berühmte Chirurg Ledran sich weigerte. In
ihrem somnambulen Anfall schnitt sich das Mädchen mit
der Scheere die Geschwulst ab und riss mit den Fingernägeln
ganze Stücke weg, ohne davon einen Nachtheil zu
haben. Sie stiess sich ohne Schaden ein Messer in
den Leib, so dass die Aerzte der katholischen Gegenpartei
darin eine teuflische Manifestation sahen.

Was in dieser Hinsicht die türkischen Derwische
und indischen Büsser leisten, ist bekannt genug. Durch

x) Strombeck: — „Geschichte eines allein durch die Natur hervorgebrachten
animalischen Magnetismus." 144.

*) Beneke: — „Seelenkrankheitskunde.4' 40. 63. 130.

3) Carre de Montgeron; — „La virile des miracles operes etc."


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