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420 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 9. Heft. (September 1889.)
ist es gar nicht zu verwundern, dass er überall Schwindel
wittert und von nun an gegen alles, was sich diesem Gebiete
nähert, als militanter, erbitterter Skeptiker zu Felde zieht.
Nach meiner Erfahrung kann man zahlreichen Sitzungen
beiwohnen, ohne jemals Etwas zu sehen zu bekommen, was
den Verdacht der Betrügerei ausschiiesst. So lange nun
Nichts erfolgt, kann der ausdauernde Forscher sein Zutrauen
bewahren; kommt hingegen viel zu Stande und
man entdeckt, bei genauer Beobachtung, Betrügerei oder
auch nur geflissentliche Nachhülfe dahinter, so ist es Einem
wahrlich nicht zu verdenken, wenn man sich mit Abscheu
wo nicht von der ganzen Sache, so doch mindestens von dem
betreffenden Medium abwendet. Es liegt also im Interesse
der guten Sache, solche Betrüger, sie mögen heissen, wie sie
wollen, auf der That zu entlarven und ohne jede Rücksicht
an den Pranger der öffentlichen Verachtung zu stellen. Bestrebt
man sich im Gegentheil, zweifelhaften Fällen durch
weit ausholende Theorien und Expirationen einen Charakter
zu verleihen, welchen sie für jeden unpartheiisch
Urtheilenden nicht haben, so kann der Verdacht gegen
den Spiritismus nur an Intensität gewinnen. Bei wirklichen
, zweifellosen Schwindel nachweisenden Entlarvungen
kann der nicht voreingenommene, unparteiische und
wohlinspirite Denker nur auf der Seite des Entlarvers,
niemals auf der des Betrügers oder des Vertheidigers
stehen.
leber Bethätigung des Doppelgängers. — Es ist wahr-
scheirlich, dass, wenn Doppelgänger noch lebender
Menschen sich in unserer Nähe kundgeben, dies nur unter
dem Einflüsse sympathischer Beziehungen geschieht.
Ich schliesse das aus den) Umstände, dass diese Wesen, in
allen mir bekannten glaubwürdigen Berichten (zu diesen
zähle ich unter anderem nicht den in der „Sphinxu,
December J88G und Januar 18B7 von Lytton Bulwer mitgeteilten
) sich stets entweder einfach passiv, oder doch
anscheinend wohlwollend verhalten (z. B. vor einer bevorstehenden
Gefahr warnend), und dass spiritistische Experimente
gewöhnlich nur dann reüssiren, wenn sie von sympathisch
verwandten Personen ausgeführt werden, hingegen scheitern,
wenn vorzugsweise feindselige oder antipathische Elemente
dabei vertreten sind. Dass Skeptiker nicht leicht etwa?
Uebersinnliches wahrnehmen, hätten sie selbst zahlreiche
Sympathien auf der Erde, erklärt sich daraus, dass unter
allen ihnen gieichgesinnten Menschen wahrscheinlich nur
wenige mediumistisch veranlagt sein werden und in die
Ferne wirken können.
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