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440 Psychische Studien. XVI. Jahrg, 9. Heft. (September 1889.)
Phänomens, welches Alles erklären zu müssen schien, noch
zu keiner Lösung dieses Eäthsels haben kommen können,
so haben wir noch viel weniger das Recht, eine Menge
anderer sekundärer mediumistischer Phänomene der Wirksamkeit
der Seelen Verstorbener zuzuschreiben! Auch in
meinem Journal habe ich mich niemals über die Theorie
der physikalischen mediumistischen Phänomene ausgesprochen
; ich habe niemals Doktrinen aufgestellt; ich
habe die Thatsachen gehen lassen, indem ich mit gleicher
Unparteilichkeit jeden Erklärungsversuch, jede Hypothese,
jede die Wahrheit suchende Kritik aufnahm. Aber diese
Phänomene bilden nur einen Theil, nur die Basis, nur das
grobe Fundament einer ganz anderen Reihe von mediumistischen
Phänomenen, welche man im Gegensatz zu der
vorigen intellectuelle Phänomene nennen kann, und
welche die wahre Kraft und Wesenheit der grossen sozialen
und religiösen Bewegung bilden, die man den modernen Spi*
rituali&mus nennt." („Psych. Stud." 1878, S. 7—8.) —
Deshalb schliesse ich mich vollständig der Ansicht des
Herrn von Hartmann an, wenn er sagt: — „dass die Streitfrage
nach der Mitwirkung oder Nichtmitwirkung von
Geistern nur aus dem Vorstellungsinhalt der Kundgebungen
entschieden, oder doch der Entscheidung näher
gerückt werden kann, dass dagegen alle unmittelbar durch
den Organismus des Mediums hervorgerufenen physikalischen
und Materialisations-Erscheinungen ihrer Natur nach hierzu
schlechterdings ungeeignet und unbrauchbar sind/* („Psych.
Stud." November-Heft 1885, 8. 506.) — Da diese Aeusse-
rungen des „Nachwortes zu der Schrift: 'Der Spiritismus
'" des Herrn von Hartmann sich in Widerspruch
mit dem Schlüsse seines ganzen Werkes über den Spiritismus
befinden, woselbst er sagt: — „Sobald man aber diese drei
Erkenntnissquellen (somnambule Gedächtniss-Hyperästhesie,
Gedankenlesen und Hellsehen) neben der sinnlichen Wahrnehmung
einräumt, ist überhaupt kein Vorstellungsinhalt
mehr denkbar, welcher seiner Natur nach unfähig wäre,
aus ihnen geschöpft zu sein." („Der Spiritismus", S. 116
—117) —, so muss man sie als eine Berichtigung, als eine
zuletzt gefasste Meinung betrachten, die mir um so angenehmer
ist, als sie der Frage entspricht, welche ich an
Herrn v. H. zu richten mir vorgenommen hatte, und welche
ich in folgender Weise formulirt haben würde: — Nehmen
wir an, dass der Geist des Menschen den Körper überlebt;
welches sind alsdann die Beweise, vermittelst deren man
diese Thatsache constatiren könnte, wobei man alle von
Herrn v. H. angedeuteten methodologischen Gesetze be-
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