Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 445
(PDF, 166 MB)
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Wittig: Hallucinationen und Illusionen.

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eines Sonntags nach dem Gottesdienste glaubte ich in der
nördlichen Seiteneingangshalle über der inneren Thür ein
halbverblasstes al fresco-Wandgemälde zu erblicken, welches
den greisen Einsiedler Dippold mit schwarzem Käppchen,
mit einem Lenden-Gürtel oder Strick um die Mönchskutte
etwa in Lebensgrösse bunt gemalt darstellte, und unter
seinem Brustbilde sah ich zwei umgelegte Fichtenstämme
sich kreuzen, welche ihre ausgerodeten Wurzeln noch an
sich trugen. Mit mir zugleich sah meine zweite, damals
17jährige Tochter Elsbeth aus erster Ehe dieses Wandbild.
Etwa 2 oder 3 Jahre später hatte ich so viel historisches
Material gesammelt, um einen Artikel über den muthmaass-
lich um 950 lebenden Einsiedler Dippold schreiben zu können.
Ich wandte mich von Leipzig aus an einen mir bekannten
Stadtrath mit der schriftlichen Bitte, mir doch über jenes
Wandgemälde über der inneren Eingangsthür der nördlichen
Seitenhalle eine nach genauen Maassen und mit genauester
Beschreibung der Gestalt und der Farben u. s. w. versehene
eigene Beschreibung zugehen zu lassen. Da erhielt ich zur
Antwort, eine solche Vorhalle mit einem Wandgemälde
existire gar nicht, es sei nur ein kleiner Holzeinbau mit
innerer Glasthür unter dem Seitenchore als Yorhalle vorhanden
; wohl aber hänge über der Eingangsglasthür im
Innern der Kirche ein zwar uraltes, leider aber von unkundiger
Hand vor vielen Jahren fehlerhaft wieder aufgefrischtes
kleines Stadtwappen etwa in der Grösse von zwei
Fuss im Durchmesser, welches allerdings zwei Fichten über
dem Kopfe zeige und darunter einen Mann mit einem über
die Brust gekreuzten breiten Bandeliere; jedenfalls die Stola
eines katholischen Priesters. Es war das aus dem Jahre
1638 durch einen wirklich poetischen Diakonus Namens
Daniel Lucius in seinem Gedichte: — ,;Dippoldiswalda,
vergiss es nicht!" — nach zweimaliger Verwüstung der
Stadt durch WallensteirC'sehe Truppen als damals schon
vorhanden bezeugte heutige Stadtwappen. Als ich im
folgenden Sommer in diese Kirche trat und dieses Wappen
selbst betrachtete, war mir dasselbe ganz fremd — ich hatte
es niemals zuvor in dieser Form gesehen, am wenigsten in
solcher Uebermalung und Kleinheit. In meinem Geiste
steht noch heut das grosse, in seinen Farben verblasste al
fresco-Wandgemälde! Und auch meine jetzt in Philadelphia
verehlichte Tochter Elsbeth erinnert sich nur des mit mir
gesehenen grossen Wandbildes. Ich kann mich durchaus
nicht erinnern, es etwa bloss in einem Traume gesehen
und etwa den Meinen davon nur erzählt zu haben: — dem
widerspricht die Thatsache, dass nur meine die Stadtkirche


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