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446 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 9. Heft. (September 1889.)
zum ersten Male wirklich mit mir besuchende Tochter Elsbeth
darum weiss, die Anderen aber nichts. Ich müsste es ihr
dann nur ganz allein erzählt haben. Dessen erinnere ich
mich aber nicht, und sie auch nicht. Ich pflege meine
Träume stets im versammelten Familienkreise zu erzählen.
War das nun eine gemeinsame oder eine hypnotisch übertragene
Hallucination oder Vision ? Ich vermag mir* diesen
seltsamen Vorgang noch bis heute psychologisch nicht zu
erklären. Auch habe ich jenes Gedicht mit Beschreibung
des Wappens aus dem Jahre 1638 erst viel später in einer
Abschrift zugeschickt erhalten, nachdem ich diese Nachforschung
angestellt und das Wandbild gesehen hatte. —
Man vergleiche ein ähnliches Erlebniss des im Sommer 1888
verstorbenen Dichters und Schriftstellers Theodor Storm zu
Husun in Schleswig-Holstein, das ich spater in einem
besonderen Artikel: — „Theodor Storm und MÖrike über
Spiritualismus" noch berichten werde.
Kurze Notizen.
a) „Kladderadatsch" bringt in Nr, 29 und 30 vom
30. Juni 1889 einen Artikel, betitelt: — Der selige
Drinkwitz. Eine Geisterstudie." —, welche nicht ohne
Witz ist und zur Verbreitung des Spukes mehr beitragen
dürfte, als die Empfehlungen aller spiritistischen Journale
zusammengenommen. Die Welt ist stets neugierig und sucht
hinter den übertriebenen Wandern des Kladderadatsch
sicher noch die wirklichen. „Sehr auffallend ist die kolossale
Körperkraft des seligen Drinkwitz", heisst es daselbst. „Einen
über 3 Centner schweren Tisch stellt er erst auf die Vorder-,
dann auf die Hinterbeine, dann lässt er ihn in mächtigen
Sätzen auf ein Ciavier losspringen, wobei ein Stuhl zerknickt
wird. Wäre es nicht möglich, fragen wir, diese ungeheure
Kraft nützlich zu verwerthen? Was könnte der selige
Drinkwitz z. B. als Steinträger leisten, oder als Rollknecht,
oder bei Umzügen! Allerdings müsste er sehr viel behutsamer
mit den Sachen umgehen, als er es in der Wohnung
des Herrn Dr. Müller gethan hat. — Noch eins! Wenn der
verstorbene Schwager Böttcher^ sich im Kriege verwenden
liesse! Unsichtbar, nicht umzubringen, weil er schon todt
ist, welche Verwirrung könnte er in den Stellungen des
Feindes anrichten allein, schon durch Umdrehen ihrer
Geschütze oder durch Werfen mit denselben! Wir machen
darauf aufmerksam und zweifeln nicht daran, dass man von
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