Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 465
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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interessanten Briefe an JDeleuze sagt, dass die magnetische
Wirkung auf Irrsinnige oft sehr rasch eintritt und sie oft
plötzlich zur Vernunft übergehen.1) Also nicht erst die
mystischen Fähigkeiten der Irrsinnigen entziehen sich der
physiologischen Erklärung, sondern schon die Wiederkehr
der normalen Vernunft zeigt sich dadurch als transcendental
bedingt, dass ihre Dauer auf den künstlich erzeugten
Somnambulismus beschränkt ist. PuysSgur, der Schüler
Mesmer's, behandelte einen zwölfjährigen Knaben, Alexandre
Hibert, über den er eine eigene Krankengeschichte verfasst
hat. Derselbe hatte von Zeit zu Zeit Anfälle von Irrsinn;
wenn er aber, von Puys&gur magnetisirt, somnambul wurde,
begann er jedesmal vernünftig zu reden, und zwar sofort,
ohne allen Ueberlang. Kaum war die magnetische Wirkung
eingetreten, so gab er von selbst an, dass er nun wieder
einen seiner Anfälle gehabt, oder auch, dass es der Anfall
sei, den er — vermöge der den Somnambulen eigenen
Fähigkeit zur Prognose — früher vorausgesagt habe, und
was nun weiter zu thun sei. Wenn er dann aus dem
Somnambulismus wieder erwachte, zeigten sich sofort wieder
seine Extravaganzen.2)

Diese Thatsache ist von weittragender Bedeutung.
Sie beweist, dass innerhalb des Irrsinns die geistigen
Fähigkeiten in ihrer Integrität fortbestehen und nur latent
sind, dass also der Irrsinn keine eigentliche Geisteskrankheit
ist, sondern nur eine Krankheit des
Gehirns. Das Gehirn kann durch wenige magnetische
Striche nicht verändert werden; es bleibt vielmehr krank;
also zeigt sich im Somnambulismus der Irrsinnigen ein
andres, ein transcendentales Bewusstsein. Die Materialisten
sagen, der Geist sei Funktion des Gehirns; aber diese
Behauptung muss eingeschränkt werden auf das durch die
Sinne vermittelte Hirnbewusstsein, welches aber nicht
unsere ganze geistige Substanz umschliesst, sondern
für welches unser somnambules Bewusstsein verborgen
ist. Dieses ist nicht Funktion des Gehirns, sondern gehört
dem transcendentalen Subject an. Da nun dieses sein
selbst im Irrsinn integres Bewusstsein bat, zudem
aber auch das organisirende Prinzip in uns ist, so
führt uns das zur monistischen Seelenlehre, und im Gegensatz
zu den Materialisten muss vielmehr gesagt werden, dass
umgekehrt das Gehirn Produkt und Organ der

*) Deleuze: — „Instiuction pratique.'* 449. 450.
2) Puyse'gur: — „Les fous, les insensös etc." — Ders.: — „Con-
itnuation du journal etc."


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