Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 467
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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spontan, ohne Magnetiseur, auftreten, kann man ihn in dieser
Richtung allerdings als ungeregelten Autosomnam-
bulismus bezeichnen, und das war, wie gesagt, schon die
Ansicht von Mesmer selbst. Er nennt den Somnambulismus
ein kritisches Symptom gewisser Krankheiten, und fügt hinzu,
dass auch der Irrsinn eine solche Krise sei.1) Deutlicher
noch sagt er in seinem von Professor Wolfart herausgegebenen
System: — „Es ist wesentlich, hier wiederholt zu bemerken,
dass alle Arten von Geistesverwirrung nichts als blosse
Schattirungen eines unvollkommenen Schlafes sind."2)

Damit ist aber für den Arzt auch der Weg angedeutet,
auf welchem es in den überhaupt heilbaren Fällen gelingen
kann, Irrsinnige zu heilen. Es gilt eben vom Irrsinn dasselbe,
was von allen Krankheiten gilt: — Wenn es eine Natur-
heilkrait giebt, — and kein Arzt leugnet sie, — dann besteht
die einzige rationelle Therapie darin, diese Naturheilkraft zu
verstärken. Diese kann nicht irren, wohl aber irrt der Arzt
schon in der Diagnose fast regelmässig. Im Irrsinn zeigt
nun diese Heilkraft das Bestreben, Autosomnambulismus
herbeizuführen, also muss dieses Streben unterstützt werden
durch Magnetisiren, wodurch der Somnambulismus
gesteigert und in regelmässige Bahnen gelenkt werden kann.

Diese Ansicht wird freilich bei den Medicinern auf
grossen Widerspruch stossen; denn soweit ich orientirt
bin, wird in keiner Irrenanstalt der Magnetismus
angewendet, und von der materialistischen Erklärung des
menschlichen Geistes sind die Psychiatriker noch viel
mehr durchdrungen, als die Aerzte im Allgemeinen es sind.
Gleichviel: die Analogien zwischen Irrsinn und Somnambulismus
sind nun einmal Thatsachen; es ist also eine
logische Folgerung, muss also wahr sein, dass Irrsinnige durch
Magnetismus geheilt werden können, mag nun diese Ansicht
in das System der Aerzte passen oder nicht. Diejenigen
Aerzte, welche den Versuch überhaupt angestellt haben,
bestätigen diese logische Folgerung, und ihnen allein kommt
auch nur ein Urtheil zu. Deleuze sagt, dass man häufig
Irrsinnige trifft, die sich in Gegenwart gewisser Personen
wohl befinden und die natürliche Herrschaft derselben ohne
Widerspruch erdulden. Dies deutet schon auf ein magnetisches
Verhältniss hin, und Deleuze hat daher wohl recht, zu sagen,
dass gerade solchen Personen die Heilung der Irrsinnigen
am besten gelingen würde, nie aber solchen Personen, vor
welchen sie erschrecken und Antipathien zeigen. Er führt

*) Mesmer: — „Deuxiöme m6moir." Vorrede.
Ä) Wolfarti — „Mesmerismus." I. 209.


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