Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 469
(PDF, 166 MB)
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Schmoll: Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus« 469

objectiven Wirksamkeit des Gebetes und dergl. Gutes und
Böses, Lohn und Strafe werden in zu engtheologischem
Sinne verstanden; den guten Geistern werden gewisse
Apostolats- oder sogar in den Weltmechanismus thätig
eingreifende Funktionen zugeschrieben, während die Bösen
eine durch ihre Verkehrtheiten erwirkte Züchtigung erleiden.
Dies Alles ist zu pedantisch aufgefasst, zu getreu strengreligiösen
Vorurtheilen nachgezeichnet.

Bereits erwähnter Herr Guiberiet seinerseits stellt sich,
wie er in dem Vorwort seines „Spiritismus" ausdrücklich
angiebt, auf den „Standpunkt" des christlichen,
und zwar ganz speziell des katholischen Dogmas, um
alle jene Phänomene zu erklären. Damit wissen wir denn
von vornherein, dass der Verfasser, statt sich von den
gegebenen Thatsachen einfach leiten zu lassen, wohin sie
ihn auch immer führen mögen, auf ein vorgestecktes Ziel
lossteuert, wohin ihm die Thatsachen folgen solleu, dass
wir also, streng genommen, der Mühe überhoben sind, das
Buch zu lesen. In der That wird darin die formelle Behauptung
aufgestellt und begründet, dass in sämmtlichen
Vorgängen des Spiritismus der leibhaftige Teufel sein
Spiel treibt, und dass es ganz überflüssig ist, etwas anderes
dahinter zu suchen. Für Leute, die an den Teufel und sein
Unwesen nicht glauben können, — in diesem Falle bin ich,
— ist damit weiter nichts bewiesen, als dass auf dem Gebiete
des Denkens jeder voreingenommene Standpunkt ein verkehrter
ist, insofern er uns den zu beurtheilenden Gegenstand
nie seinem eigentlichen Wesen nach erkennen lässt und uns
notwendigerweise zu Fehlschlüssen verleitet; denn stünde
ich selbst auf der äussersten Spitze des Dawalaghiri, so sähe
ich doch nur ein winziges Bruchtheil der Erdoberfläche und
müsste annehmen, letztere sei nur eine mit Bergen bedeckte,
durch den Horizont begrenzte convexe Fläche eines Sphärenschnittes
. Deshalb ist die ganze mittelalterliche
Scholastik, welche sich beständig um ihre eigne Achse
drehte, auf Spitzfindigkeiten hinausgelaufen, welche die
philosophische Erkenntniss um keinen Schritt weiter brachten.
Jeder voreingenommene Standpunkt im Bereiche des Denkens
ist nur eine Form von wissenschaftlichem Egoismus. Frei
muss der Geist sein, alle Standpunkte müssen ihm zugänglich
sein, wenn seine Forschungen uns der Wahrheit näher
bringen sollen. Es giebt nur einen einzigen zuverlässigen
Standpunkt: den des vernunftgemässen Denkens und des
richtigen, unbeeinflussten Gefühls; denn er umfasst alle, die
sich überhaupt denken lassen.

In diesem Sinne scheint es mir im Allgemeinen verkehrt,

Psyohischo Studien. October 1889. 31


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