Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 472
(PDF, 166 MB)
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472 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 10. Heft. (October 1889.)

Störche lange vor dem Abbrennen oder Einstürzen der
Häuser, an oder auf welche sie ihre Nester gebaut hatten.
In dem ersten dieser Beispiele haben wir ein rein normales
, biologisches Vorgefühl, das die Wissenschaft kurz
abfertigt, indem sie es „Instinkt" oder „vererbte Anlage"
nennt (als ob ein an und für sich dunkles Wort dazu
dienen könnte, Licht in die Sache zu bringen). Die
letzteren sind eher Fälle accidenteilen Hellsehens in die
Zukunft; damit ist die Wissenschaft noch rascher fertig,
indem sie sie läugnet. Dass beide Arten von Vorgängen
einer gemeinsamen Ursache entstammen, dürfte für jeden
unbefangen Urtheilenden ausser Zweifel sein. Der künstliche,
so zweckentsprechende Bau der Spinnengewebe, der Bienenzellen
, der Biberwohnungen, mancher Vogelnester und dergl.
ist nicht minder bedeutungsvoll; denn sein Plan ist offenbar
nicht aus der bewussten Intelligenz der betreffenden Thiere
hervorgegangen. Aus allem diesen ersehen wir, dass im
Unbewussten der belebten Wesen Willensäusserungen
thätig sind, welche nur in einer über dem Bewussten weit
erhabenen Sphäre der Erkenntniss wurzeln können; auch
lehren Erfahrung und Beobachtung, dass die unbewussten
(instinktiven) Fähigkeiten gewöhnlich desto ausgeprägter
sind, je unvollkommener das phänomenale Bewusstsein der
betreffenden Wesen ausgebildet ist. Kaum hat ein Neu-
geborner das Licht der Welt ei'blickt, so sucht er seine
Nahrung an der Mutterbrust und vvollzieht mit der grössten
Leichtigkeit die an und für sich sehr complicirte organische
Punktion des Saugens, an welche er bis dahin doch weder
das Bedürfniss fühlte, noch Gelegenheit fand, sich zu
gewöhnen. Alle diese Phänomene, an welche sich offenbar
diejenigen des thierischen Magnetismus, wie somnambules
Hellsehen, Selbstschau, Krankheitsdiagnose und dergl. anreihen
, weisen mit entschiedenstem Nachdruck auf jene
unbewussten Fähigkeiten der lebenden Wesen hin, welche
die bewussten himmelhoch überragen und nur aus einer
transcendentalen Unterlage dieser Wesen erklärt werden
können.

Wir sehen im somnambulen Zustande den Menschen
mit einer transcendentalen Erkenntniss begabt; die intimste
Struktur seines Organismus enthüllt sich vor seinem geistigen
Blicke; er liest unsere Gedanken, giebt uns Kunde von
Dingen, die sich in der Perne zutragen, oder die noch der
Schleier der Zukunft verdeckt; kurz er ist in diesem Zustande
zu Dingen befähigt, die sich aus seiner phänomenalen Erscheinung
nicht erklären lassen. Wir entdecken ferner, dass
er beim Erwachen keinerlei Erinnerung mehr hat von diesen


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