Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 473
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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Schmoll: Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus. 473

soeben bewiesenen übersinnlichen Fähigkeiten. Ist das des
Wunderbaren nicht genug, um die transcendentale Unterlage
der menschlichen Natur zu beweisen? Hat man nöthig, die
Geister der Verstorbenen heraufzubeschwören, um
Vorgänge zu erklären, welche sich vorstehenden Erscheinungen
logisch anreihen lassen ? Eine solche Notwendigkeit kann
ich für mein Theil nicht einsehen. Es scheint mir im
Gegentheil, dass die Geistertheorie ein grosser Fehlgriff
ist, insofern für sie der Gegenstand des Experimentes in
zwei Wesenheiten zerfällt, von denen die eine keinen
materiellen Contact mehr mit unserer phänomenalen Welt
hat, sich also jeder wissenschaftlich angelegten Experimental-
Untersucaung entziehen kann, während bei der Annahme,
dass die Erscheinungen von lebenden Menschen ausgehen,
beide Wesenheiten festen Fuss auf der Erde haben, mithin
stets der Experimentation disponibel bleiben und in ihren
mannichfaltigpn Wechselbeziehungen systematisch erforscht
werden können. Der Geist er verkehr ist also nicht allein
überflüssig, sondern wäre auch durchaus unzuverlässig, wenn
man mit ihm zu rechnen hätte. Diese evidente Unzuver-
lässigkeit ist es hauptsächlich, welcher ihn bei den Gelehrten
so sehr discreditirt. Woher könnte es kommen, dass es so
leicht Niemandem einfallen wird, sich z. ß. über die Metaphysik
zu belustigen, die doch ihrem ganzen Wesen nach
dem Positivismus diametral gegenübersteht, während die
leiseste Anspielung auf das „Geisterstudium" sofort ein
ironisches Lächeln über die Lippen der Gelehrten gleiten
lässt? Doch offenbar nur daher, dass die metaphysische
Spekulation unserer grossen Denker anerkannter Weise von
soliden, tragfähigen Prämissen ausgeht und in der That
vollendete Lehrgebäude zu Stande brachte, während ein
Jeder einsieht, dass eine Lehre, welche auf dem wankenden
Boden des Geister Verkehrs aufgebaut wird, keine Sicherheit
gewähren und den Namen einer Wissenschaft nicht verdienen
kann. Der spiritistische Empirismus wird überdiess in
einer Weise gehandhabt, welche nur zu sehr geeignet ist,
die Vertreter der Wissenschaft fern zu halten. Dass die
Experimentalmethode die zuverlässigste ist, hat schon
Bacon vor mehr als zwei Jahrhunderten bewiesen und
betont; kann man aber das Geisterzitiren, wie es
allgemein, und die meiste Zeit von wissenschaftlich ungebildeten
Leuten, getrieben wird, eine experimentale
Forschung nennen? Ist es endlich nicht gegen jedes
natürliche Gefühl und zugleich entwürdigend für die
Majestät des Todesgeheimnisses, dass man die Geister der
Verstorbenen zur Erklärung von Thatsachen heranzieht,


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