http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0489
Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 481
Doppelgänger darstellt» Ob das eine telepathische Wirkung
oder eine andere sei, bleibt sich gleich: sobald man von
der Erscheinung des lebenden A. zum lebenden B. spricht,
denkt doch Niemand daran, sie dem lebenden B. oder einem
anderen lebenden C. oder D. zuzuschreiben, und bei ganz
genauer Nachforschung findet man, dass wirklich im Moment
der Erscheinung des Doppelgängers oder Phantoms des A.
vor B. sich etwas im Geiste des A. erzeugt hatte, was zur
Rechtfertigung dafür dienen kann, in A. selbst die erste und
wirksame Ursache seines Erscheinens vor B. zu erblicken.
Es ist eine wirklich merkwürdige Sache, dass wir in dem
Spezial werke über diesen Gegenstand („P hantasmsofthe
Living — Die Phantome der Lebenden"), in welchem
Hunderte von f ällen ähnlicher Erscheinungen gesammelt
sind, beinahe keinen einzigen finden, in welchem die Erscheinung
des lebenden A. vor B. als pure subjective Hallu-
cination ohne eine Spur von Telepathie betrachtet werden
könnte. Da nun einmal der nicht rein hallucinatorische
Charakter in der Mehrzahl der Thatsachen von Erscheinungen
Lebender festgestellt ist, so frägt man sich natur-
gemäss: was müssen wir also schliessen, wenn ich, anstatt
eines Lebenden, die Erscheinung eines Verstorbenen erblicke
? Die Antwort ist klar: die Möglichkeit, sie einer
vom verstorbenen A. ausgehenden telepathischen Wirkung
zuzuschreiben, ist gerechtfertigt. Das ist nur eine That-
sachen-Frage, und die Zeit wird kommen, wo wir darüber
eine ganz ebenso beweiskräftige Arbeit erhalten werden,
wie die über die „Phantome der Lebenden" ist.
Von hier bis zu den Materialisationen ist nur
ein Schritt. Wenn der Doppelgänger eines lebenden Menschen
nicht allein als eine „wahrhaftige Hallucinationa erscheinen
, sondern sich auch mit einer plastischen Gestalt
bekleiden kann, und wenn wir dann diese Erscheinung gewissen
geheimnissvollen Wirkungskräften der organischen
und psychischen Vermögen des lebenden und vor unseren
Augen befindlichen Subjects zuschreiben, können wir da
nicht mit derselben Logik schliessen, dass, wenn eine ma-
terialisirte Gestalt unbezweifelbar alle charakteristischen
Züge einer verstorbenen Person trägt, die diese zeitweise
mit körperlichen Attributen bekleidete Erscheinung bewirkende
Ursache ebenfalls dieser Person angehören müsse ?
Wie wir sehen, ist die Kette der Analogien eine vollständig
geschlossene. Aber das, was verhältnissmässig einfach
und in die Augen springend war für die Thatsachen
des Animismus, wird höchst verwickelt und zweifelhaft
für die Thatsachen des Spiritismus. Denn für dei
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0489