Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 511
(PDF, 166 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0519
du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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Natur solcher Symptome hat wohl auch, theilweise
wenigstens, in jenem tragischen Falle stattgefunden, von
welchem kürzlich das Land Baiern betroffen wurde.
Wenn über die „ragenden Häupter" der Menschheit ein
Unglück hereinbricht, wie jene Königskatastrophe,
dann zieht es schon wegen der grösseren Fallhöhe solcher
Personen weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus
seine Kreise. Jener tragische Fall wäre ganz geeignet
gewesen, die Aufmerksamkeit auf die Mystik im Irrsinn
hinzulenken und dadurch dem Studium des Irrsinns einen
neuen Anstoss zu geben. Das ist' aber leider nicht eingetreten
; das bescheidene Kausalitätsbedürf niss
der officiellen Medicin war vollkommen beruhigt,
nachdem die Sektion eine physiologische Erklärungsursache
geboten hatte. Seit Jahren ist es bekannt gewesen, dass
der verstorbene König von Baiern seine Mahlzeiten an
Tischen nahm, die mehrfach gedeckt waren, und dass er,
allein daran sitzend, mit imaginären Anwesenden conversirte;
dass er dieselben in lebhaftem Gespräche über die Treppe
hinauf und hinabgeleitete, dass er Phantome sah und mit
ihnen sprach. Da nun die Medicin in Phantomen nur
subjektive und krankhafte Gebilde anerkennt, —
gegnerische Stimmen, wie die des Irrenarztes Brierre de
Boismontj stehen vereinzelt, — so war man schnell mit dem
Urtheile fertig, König Ludwig sei dem Irrsinn verfallen. Ich
zweifle nicht daran, dass es der Fall war; aber gerade aus
diesen Symptomen durfte es noch nicht geschlossen werden.
Phantome können realeGebilde sein, — dann fallen sie in
das Gebiet des Spiritismus —; sie können auch
Hallucinationen sein, zerfallen aber dann in zwei Klassen:
in subjektive, krankhaft erzeugte Hallucinationen der
aktiven Phantasie, — nur diese sind Gegenstand der
Psychiatrie, — oder in solche, wobei die Phantasie passiv
ist, die Hallucination objektiv erregt wird; letzteres ist
wiederum denkbar als hypnotische Vorstellungsübertragung,
oder als spiritistische. Dass also ein Phantom eine krankhafte
Hallucination sei, ist nur einer von drei möglichen Fällen,
die aber in der modernen Psychiatrie zusammengeworfen
werden. Wenn also König Ludwig mit Phantomen laut
sprach, so muss das nicht nothwendig psychiatrisch, es
könnte auch mediumistisch erklärt werden, wie etwa bei
Swedenborg,1) Würde die Krankengeschichte des hohen
Patienten vollständig vorliegen, so würde sie vielleicht bestätigen
, was ich, lange vor seinem Tode, Freunden gegenüber

*) „Sphinx."


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