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514 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 11. Heft. (November 1889.)
Zureden wieder zurecht bringen zu können."1) — Hoßauer
kannte einen Blödsinnigen, der zusammengesetzte Rechnungen
aus dem Kopfe löste.2) In dem Werke von Knight über
den Wahnsinn wird ein Narr erwähnt, der sich verschiedene
Schachspielzüge ausgedacht hatte, mit welchen er alle schlug,
die ihn besuchten.3)
(Schluss folgt.)
Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus.
Brief an einen deutschen Philosophen.
Von Anton Schmoll in Paris.
(Nachdruck nur mit spezieller Genehmigung des Verfassers gestattet.)
XI.
(Fortsetzung von Seite 474.)
Die Unsterblichkeit, — Die Spiritisten scheinen nun
ein für alle mal den Geisterverkehr nöthig zu haben, um
an die Unsterblichkeit glauben zu können. Eine solche
Nothwendigkeit liegt aber offenbar nicht vor, sobald man
die individuelle Fortdauer nach dem Tode, ganz besonders
hinsichtlich ihres speziellen Modus, in rein idealem Sinne
auffasst als einen Gegenstand des Glaubens, dessen reale
Begründung man wohl ahnen, vorausfühlen und sogar aus
gewissen psychologischen Vorgängen als eine höchst
wahrscheinliche folgern kann, niemals aber auf
experitnentalem Wege direkt nachweisen wird.
Sie ist kein Gegenstand brutalen Beweises, sondern eine
unserem innersten Bewusstsein entkeimte und sich nach und
nach in stets veredelter Form zu einer Art Ueberzeugung
umgestaltende Ahnung. Jeder von aussen kommende
„Beweis" von unserer Fortdauer nach dem Tode kann nur
ein trügerischer sein. Die durch den Geisterverkehr
offenbarte Unsterblichkeit ist, wie ich nicht genug wiederholen
kann, ohnehin eine so wenig anziehende, dass ich
nicht begreife, wie man irgend welchen Trost, irgend welche
Erhebung darin finden kann. Ich kann nur vermuthen, dass
ihre Anhänger einer Art von spiritualistischem
Realismus Luidigen, welche ihre Sympathien an die
Erde fesselt und ihnen eine möglichst unveränderte Fort-
l) Muratori: — „Ueber die Einbildungskraft**. Deutsch von
Richert, II. 9.
a) Hof bauen — „Untersuchungen über die Krankheiten der
Seele", II. 86.
3) Steinbeck'. — „Der Dichter ein Sehei". 210.
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