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536 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 11. Heft. (November 1889.)
Gebrüder Paetel), welcher Briefwechsel im November 1850
begann, als Storm (geb. 44. September .814, f 1888) noch
in seiner Geburtsstadt Husum im Herzogthum Schleswig
lebte, Dr. K Mörike (geb. 4804, 4834 Pfarrer zu Klever-
sulzbach, f 1875), der Dichter des Romans „Maler Nollen",
aber in Stuttgart, worauf Storm wegen politischer Verfolgung
in seiner Heimath schon im Herbst 1853 nach
Potsdam als preuss. Assessor beim Kreisgericht übergesiedelt
ist, finden wir einige interessante, auf den Spiritismus
dieser beiden Dichter Bezug habende Stellen, welche
wir unseren Lesern herausheben wollen. Mörike hatte am
26. Mai 1853 Storm sein Schrit'tchen: „Das Stuttgarter
Hutzelmännlein,"*) Weilm. 1852erschienen, übersendet.
Storm dankt noch aus Busum den 12. Juli 1853 dafür: —
„Ihr 'Hutzelmännlein* aber ist an einem Nachmittag und
Abend vor einem kleinen ausgesuchten Kreise verlesen
worden; die Liebeserklärung im Rnuchfang hat bei mir den
Preis gewonnen; der wackere Stiefelknecht, die Scene auf
dem Seil erregten die unverhaltenste Lustigkeit, letztere
insbesondere das Entzücken clor Frauen; Seite 79 hiess es
plötzlich: 'Ob M. wohl Schmierstiefel trägt!' — 'das wäre
schrecklichT — — Es ist eben auch in diesem Büchlein
neben der Tiefe des Gedankens die nur Ihnen solcherweise
eigene Tiefe des Ausdrucks wieder da. Was ich aussetzen
möchte, ist diess: — Es ist doch Ihre Absicht gewesen,
das über den Hutzelmann « denn ich nehme an, dass es
eine Figur des Volksglaubens ist, — in der Ueberlieferung
Vorhandene zu einer Erzählung zu vereinigen? Nun scheint
mir, wie es uns in Arnim? § Dichtungen wohl begegnet, durch
das Bestreben, das an Sage und Sitte Ueberlieferte zu
conserviren, die Einheit der Fabel, und hie und da im
Einzelnen, z. ß. S. 90 ff. in der Erzählung Seppen, die
freie poetische Darstellung in etwas behemmt zu sein,
üebrigens mag immerhin beim Märchen die Freude am
Einzelnen, auch will ich nicht vergessen, dass 'die Märchen
sind halt Nürnbergerwaar' (s. Mörike1 $ Gedichte: — 'An
*) Dieses „Hutzelmännlein" ist wohl dem Namen nach dasselbe,
was der alte deutsche „Hmtzelinann" oder „Heint/.elniauu" ist, von dem
unsere sagen- und märchenhaften ,Heintze!mannlein" stammen Der
Name „Rintz" oder „Heinlz" bedeutet im Althochdeutschen soviel wie
Heinrich. Von ihm stammt auch die Bezeichnung des Todes als
„Freund Hein". Im neuen XVII. Jahrgange 1890 dei „Psych. iStud."
werden wir aus zuverlässiger Feder die Ihaiakteristik eines berühmten
„Hintzelmanns des 16. Jahrhunderts" bringen, weicher unsere Leser
möglichst vollständig über sein Wesen und Unwesen orientiren dtirtte.
Er hängt wesentlich mit unserem modernen Mediumismus und Spiritismus
zusammen. — Der Sekr. d. Red.
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