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552 Psychische Studien. XVI. Jahrg.* 12. Heft. (December 1889.)
besondern Ruf darin standen."*) In dem Ruf, dass das
zweite Gesicht und andeie derartige Eigenschaften häufig
unter ihnen vorkommen sollen, stehen die Finnen ja auch
noch heute. Weinhold vermuthet, dass man sie aus dem
Grunde als Zauberlehrer vorgezogen habe, „weil sie, durch
den Glauben von den Germanen geschieden, im Bunde galten
mit den bösen und unechten Göttern/'' Der Unterricht war
für den Schüler nicht ungefähi lieh, denn Ungeschick konnte
ihm schweren Schaden und sogar den Tod bringen." (Vergl.
Goethes „Zauberlehring"). Mit der Ausbreitung des Christenthums
verkümmerte und entartete die Kunst der Zauberer.
„Aus den letzten Getreuen des Heidenthums wurden boshafte
Sodsieder und Hexen." —
Obwohl nicht zur Sache gehörig, nur als ein Beispiel,
deren ich mehre anführen könnte, wie lange sich im Norden
Nachklänge aus den Zeiten der alten Götter im Volksmunde
erhalten haben, mag zu Vorstehendem beiläufig gedacht
werden, dass meine Grosseltern, wenn sie „unter sich"
sprachen, noch den alten Namen Odins, „Allfäder" (zweite
Silbe betont), statt Gott nannten. Der „heidnische" Ursprung
dieses Namens war meinen Grosseltern natürlich unbekannt.
33. Fall. — Hypnotische Experimente zeigten
hier vor etwa l1/^ Jahren die Herren Schuttes und Krause.
Eine ihrer Vorstellungen, welcher ich beiwohnte, fand statt
im Lokal „Zur Plassenburg" in Altona. Hier traf ich einen
alten Bekannten, Namens S.\ dieser ging mit mir und Andern
auf die Bühne, um Probe zu machen. Beim Anschauen der
glänzenden Knöpfe wurde er schläfrig, was ihm verdächtig
vorkam, denn die Sache war ihm noch völlig fremd; und als
die Hypnotiseure ihre Handstriche machten, hatten sie ihn
sofort in ihrer Gewalt. Dasselbe Resultat erzielten die Herren
bei fünf oder sechs der Versuchspersonen. Ich verspürte
nicht die geringste Einwirkung. Während die Experimente
weiter ausgeführt wurden, beobachtete ich hauptsächlich S.,
dessen Zuverlässigkeit für mich ausser Zweifel stand. Die
Manöver, welche dieser und die andern Hypnotisirten unter
dem Commando des Herrn Krause auf der Bühne zur Anschauung
brachten, glichen zum Theil einer Szene in
Auerbach's Keller im „Faust." Der Mephisto und die
Zechbrüder agirten hier in natürlicher Wirklichkeit. So
stand unter Anderem &, der an Gorpulenz einige Aehnüchkeit
*) Man vergleiche, was General v. Pfuel vom Könige Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen über einen finnischen Zauberer in
Erfahrung gebracht hat, in „Psych. Stud.", Septbr.-Hett 1888, S. 389 ff.
und October-Heft 1888, S. 442 ff. —
Der Sekr. der Red.
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