Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 555
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn

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Wegfall unseres sinnlichen Erkenntnissvermögens keineswegs
in die Weltsubstanz verfliessen, sondern vielmehr mit gesteigerter
Individualität aus dem Tode hervorgehen werden.

Diese Einsicht wird nur durch den Umstand erschwert,
dass im Bewusstsein des Irrsinnigen transcendentale
Vorstellungen und krankhafte Gehirnvorstellungen
verschmelzen, was am Grabe des Abbe
Paris und bei den Camisarden in den Cevennen sogar als
Massenphänomen zu beobachten war. Diese Zweiheit
der Quellen, wovon nur die eine, das Gehirn, erkrankt
ist, während die andere vom Irrsinn nicht berührt wird,
zeigt sich erst deutlicher, wenn an Stelle der Verschmelzung
die Abwechslung tritt Dies ist der Fall, wenn durch
magnetische Behandlung das Hirnbewusstsein ausser Punktion
gesetzt und durch das somnambule Bewusstsein abgelöst
wird. Auch spontan kann dieses Phänomen eintreten: —
Steinbeck kannte einen Cretin, der gewöhnlich stumm, taub
und thierisch dumm war; manchmal aber verfiel er ohne
erkennbare Ursache in Autosonmambulismus und sprach
dann verständig, sogar mit Geist1) Das würde bei magnetischer
Behandlung sich noch deutlicher gezeigt haben.

Vollständig klar zeigt sich die Integrität unserer
geistigen Subtanz im Irrsinn, wenn zugleich mit dem trans-
scendentalen Bewusstsein Fähigkeiten erweckt werden, die
dem normalen Bewusstsein überhaupt fehlen. Auch in dieser
Hinsicht zeigt sich oft nur Verschmelzung, oft Abwechslung.
Medicinalrath Schindler sagt: — „Schon die Phantasien der
Fieberkranken streifen zuweilen an einen dem Hellsehen
verwandten Zustand; bei Phrenitis und Hirnentzündung
sprechen die Kranken in Versen, enthüllen Zukünftiges und
Verborgenes; bei Katalepsie, bei Typhosen, Wurmkrankheiten
, Wechselfieber, Hysterie und Epilepsie zeigt sich
ekstatisches Seelenleben; ja es giebt einzelne Fälle, in denen
Krampf, Katalepsie, Wahnsinn, Somnambulismus, Schlafwandeln
, Prophetie und Fernwirken in so bunter Reihenfolge
vorkommen, dass die Verwandtschaft aller dieser Formen
nicht geleugnet werden kann. Besonders steht auch eine
Klasse des Irrsinns mit der Prophetie in engerem Zusammenhang
, und Schubert hat in seiner 'Symbolik des
Traumes' mehrere interessante Fälle von Irren gesammelt,
welche bei dem scheinbaren Verlust der Intelligenz eine
merkwürdige Entwicklung der magischen Seite ihrer Seelen-
thätigkeit zeigten, und die Fälle, welche uns Aristoteles,
Cicero t Sennert, Knoll, Alvensleben, Pinel und Andere auf*

*) Steinbeck 210.


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