Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 558
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0566
558 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 12. Heft. (December 1889.)

blödsinnig, war ganz verändert, sobald er sie in Somnambulismus
versetzte. Sie schien ein anderes Wesen zu sein;
ihre Eltern weinten vor Freude und bedauerten, dass sie
nicht immer somnambul sei. Auch Dr. Quepin, Director der
Irrenanstalt von Bicetre, hatte einen Knaben so weit gebracht,
dass derselbe einige Worte aus Elementarbüchern mit Mühe
buchstabiren konnte; im magnetischen Schlaf dagegen las
er ganz geläufig, noch dazu hellsehend, wenn man das Buch
offen hinter ihm hielt. Ob Quepin dabei in dem aufgeschlagenen
Buche selber mitlas, ist leider nicht gesagt, so dass sich die
Alternative, ob Gedankenübertragung oder Hellsehen, nicht
entscheiden lässt. Quepin theilte seine Erfahrung einem
berühmten Arzte und Akademiker mit, der anfänglich nichts
davon glauben wollte, dann aber sich in magnetischen
Rapport mit dem Idioten setzte, der dann aus einem Buche,
das geöffnet wurde, einige dem Dr. Quepin unverständliche
Worte las. Das Buch entfiel den Händen des erstaunten
Akademikers: — der Idiot hatte — was die Gedankenübertragung
zur Gewissheit erhebt — geläufig aus einem
deutschen Buche gelesen! Aber gebeten, hierüber einen
Bericht an die Akademie der Aledicin einzusenden, weigerte
sich dessen der Akademiker, rieth vielmehr dem Dr. Quepin,
von dieser Sache nichts verlauten zu lassen!1)

Angesichts der mystischen Phänomene im
Irrsinn begreift es sich, dass auf theologischer Seite
auch jene Ansicht vertreten ist, die den Irrsinn dämonischen
Einflüssen zuschreibt und als einziges Heilmittel den
Exorcismus empfiehlt. Unter den Brüdern von Saint-
Jean-de-Dieu, welche den Irrsinnigen ihre Pflege weihen,
soll diese Ansicht aufGrund der Phänomene, die sie beobachten,
sehr verbreitet sein.2) Da die mediumistischen Phänomene
von den meisten Theologen für dämonisch erklärt werden,
muss das auch von denen innerhalb des Irrsinns angenommen
werden, und diese Hypothese ist jedenfalls ungleich vernünftiger
, als die physiologische.

Garve macht irgendwo die Bemerkung: — „Wenn wir
aus nichts Anderem erkennten, dass die Vernunft nicht nur
unser Adel, sondern unser eigentliches Wesen selbst ausmacht,
so würden wir es aus dem schrecklichen Eindruck erkennen,
den Wahnwitzige auf die meisten Menschen machen." — Es
ist in der That ein schrecklicher Eindruck, ein Wesen zu
sehen, dessen geistige Persönlichkeit bei fortdauernder

*) Du Potetx — „Journal du magnStisme". I. 517.

2) Bizouard: — „Rapports de Phoiuwe avec le d6mon." 547. Anmerkung
.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0566