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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 577
Ueberzeugung, dass alle diese Communikationen nur Lügen
gewesen seien, und gab sich das Wort darauf, sieh niemals
mehr mit spiritistischen Seancen zu beschäftigen.
Noch ein Jahr verfloss ohne etwas Besonderes; aber am
9. März 1887 stellte die Geheimpolizei plötzlich eine Durchsuchung
im Logis des Nikolaus an; er wurde in seiner
Wohnung arretirt und binnen 24 Stunden aus St. Petersburg
verwiesen. Wie man später erfuhr, war sein Vergehen gewesen
, an anarchistischen Versammlungen theilgenommen zu
haben, — Versammlungen, welche in den Monaten
Januar und Februar 1885 stattfanden, was genau
der Zeit entspricht, in welcher „Schura" darauf beharrte, dass
man sofort Schritte thun solle, welche der Antheilnahme
des Nikolaus an diesen Versammlungen zuvorkommen sollten.
Erst jetzt wurden die Communikationen Schürdts nach ihrem
wahren Werthe geschätzt; die Notizen, welche von Frau
v. Wiesler gemacht worden waren, wurden von den Familien
Schwofs und des Nikolaus gelesen und wieder gelesen; die
Identität ihrer Person wurde in allen diesen Manifestationen
als unbestreitbar anerkannt, ebenso durch das Hauptereigniss
mit Nikolaus und andere vertrauliche Einzelheiten, wie auch
durch die ganze Gesammtheit besonderer Züge, welche sie
characterisirten. Dieses traurige Ereigniss traf die Familie
des Nikolaus gleich einem neuen Blitzschlag, und sie konnte
nur Gott danken, dass das Hineingezogensein des jungen
Mannes keine noch traurigeren Folgen hatte.
Zur kritischen Würdigung dieses Falles ist es von hoher
Wichtigkeit, die Beziehungen genau festzustellen, welche
zwischen den beiden jungen Fräulein bestanden. Ich habe
Frau und Fräulein v. Wiesler ersucht, mir darüber schriftlich
(ebenso wie über alles Vorhergehende) ein so viel als möglich
detaillirtes Memorandum zu geben, und aus ihm erfuhr ich
Folgendes: —
Im Jahre 1880 im Monat ßecember gegen Weihnachten
machten Frau v. Wiesler und ihre Tochter einen Besuch beim
Grossvater Schwa% dem Senator N., wobei Fräulein Sophie sie
zum ersten Mal sah. Fräulein Sophie war damals 13 Jahre
alt, und Schura war noch jünger. Fräulein Sophie war sehr
erstaunt, Schwof* Schreibtisch ganz mit Büchern bedeckt
zu sehen; es waren nach Aussage der Letzteren ihre besten
Freunde; ihre Leidenschaft war die Lektüre historischer
Bücher, und sie setzte Fräulein Sophie in Erstaunen durch
ihr Gedächtniss, aus welchem sie ganze Stellen ihrer
Lieblings-Autoren citirte. Fräulein Sophie kann sich ganz
natürlich nicht mehr aller Einzelheiten ihrer Unterhaltung
bei dieser Zusammenkunft erinnern, welche, wie ich wohl
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