Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 602
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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602 Piychische Studien. XVI. Jahrg. 12. Heft. (December 1889.)

und verfolgt wurden, so war es doch bei dem tollen Spuk
auf die Königin selbst gemünzt. 'Jetzt geht eine neue
Comedy mit lauter Hexereien, Besessenen, Teufeln,
inquistiones herum', schrieb Maria Anna im April 1700 an
den Landgiafen, . . alle übelgesinnte, die noch mit ihren
temas fein herauskommen, sonderlich über mich, um mich
vom König zu separiren und etwass aufzubringen, wollen
den Beichtvater wieder hineinbringen, so ihnen aber hoffentlich
nicht angehen wird, und lassen doch nicht nach, alle Tage
mehr darin zu studiren und umzugehen, Schier alle Tage
werden andere Hexen und Bes ssene gefunden.' Ein berühmter
Teufelsbanner konnte ebensowenig helfen, wie ein aus
Aragonien berufener Arzt, der den Körper des Patienten
mit grossen Pflastern verklebte. Während die Kräfte des
Kranken mehr und mehr verfielen, dauerte der Zweikampf
zwischen der Königin und dem Kardinal fort.

„Es kam zu leidenschaftlichen Scenen in den königlichen
Gemächern. Der Fieberkrauke selbst klagte seine Gattin
an, dass sie mit ihrem ketzerischen Anhang Tod und Ver-
dammniss über ihn bringe. Der österreichische Gesandte
traf einmal die Königin an, wie sie, auf einem 'RastbettF
liegend, laut jammerte und schluchzte und sogar durch die
Trostsprüche ihres Kapuziners nicht zu beruhigen war. 'Es
ist nicht zu glauben', schrieb der Sekretär der kaiserl. Gesandtschaft
, Adam Seider, an Landgraf Georg, 'wie wunderlich
dieser Herr (König Karl) seye und wass lür mortificationes
Ihro Majestät mit ihme auszstehe * Die Königin hatte ein
Testament aufsetzen lassen, das den Erzherzog zum Erben
bestimmte, der Kardinal ein Testament zu gunsten des
französischen Prinzen; der König wollte keines unteizeichnen,
denn er wolle leben und herrschen. ... Es gelang dem
Kardinal, von dem Sterbenden die vom Papste lnnocenz XII.
gewünschte Entscheidung für den Herzog Anjou als Erben
zu erpressen; mit dem Klageruf: *JSun bin ich nichts mehr!'
unterzeichnete Karl am (5. October 1700 das Testament, das
den vollständigsten Triumph Frankreichs besiegelte. — Der
Inhalt des verhängnissvollen Dokumentes sollte geheim
bleiben; doch wusste der ganze Hof, dass die Wahl auf den
Anjou gefallen war. Zwar wurde der König, als er in einem
lichten Augenblick die in Thränen aufgelöste Gattin an
seinem Lager knien sah, noch einmal anderen Sinnes und
versprach, nach seiner Wiedergenesung den Erzherzog Karl
zum Erben einzusetzen, doch es war zu spät: — am
3. November 17(J0 beschloss Karl IL seine 37 jährige unglückliche
und unrühmliche Regierung. Wenige Tage später nahm
Ludwig XIV. für seinen Enkel {Philipp V.) die spanische


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