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12 Psychische Studien. XVII. Jahrg. h Heft. (Januar 1890.)
guter ehrlicher Gesell, als ein ander. Seine Stimme und
Sprache ist einer Jungfrau oder kleinem Knaben ähnlich
gewesen, er hat aber durchaus nicht leyden können, dass
man ihn einen bösen Geist oder den Teufel genandt, welches
letztere er so gar nicht vertragen können, dass er oft
denjenigen, so solches gesaget, auff den Leib gefallen, sie
hefftig gedrucket und zerkratzet, sondern er hat auch den
Leuten allemal einbilden wollen, dass er ein wahrhafter
natürlicher Mensch sey, und so wol seelig zu werden hoffete.
als ein anderer Mensch. Es hat sich auch dieser Kobold
oder Hauss-Geist offtermahls gar scheinheilig angestellet,
zudem er nicht allein gleich denjenigen, so sich bey dem
Reformirten Prediger angefunden, offtmahls geistliche Lieder
gesungen und gebetet, sondern auch sich gestellet, als wenn
ihm die Laster und Untugenden sehr zuwider wären, denn
er Jemand von den Haus-Einwohnern ofitmahls wegen seiner
Kargheit mit Worten hart gestrafft, auch gegen Andere
gedacht, dass er diesen wegen seines Geitzes nicht leyden
mögen. Zu einer andern Zeit hat er Jemand seine Hoffahrt
verweisslich vorgehalten, als wenn er dieselbe von
Hertzen hassete, wie drunten wird mit mehren zu hören
seyn."*)
Als Herr von H. einsah, dass er den Hintzelmann so
leicht nicht los werde, „hat er auf einiger Freunde Einrathen
sich vorgenommen, nach Hannover zu reisen, und daselbst
eiiie Zeit lang zu verbleiben, in Meynung, allda von den
verdrießlichen Anwesen des Geistes versichert zu seyn. Er
setzte sich also auff, und trat die Reise nach Hannover
würcklich an, da man denn observiret, dass bey dem Wagen
eine weisse Feder hergeflogen,**) welches man im Anfange
nicht gewusst, was es bedeuten solte. Allein es befände
obbemeldter Herr, dass ihn die Veränderung seiner Wohnung
von dem unangenehmen Hauss-Genossen nicht frey gemacht:
Denn so bald er zu Hannover anlangte, hat sich der
Hintzelmann auch sofort daselbst eingefunden, und durch
sein gewöhnliches Gaukelspiel angemeldet. Unter anderen
aber hat er daselbst der vorgemeldten Person eine güldene
Kette von hohem Werth, welche man der damahligen
bewohnheit nach am Halse getragen, über die Seite gebracht
und verborgen. Wie man nun die Kette vermisset, und
*) A. a. 0. S. 35-37.
**) Also genau dieselbe Erscheinung wie bei dem bekannten, die
Frnu von Eberstein zu Gehofeu belästigenden Spuk. VergL Horst- —
„Zauberbibliothek". Bd. 5.
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