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Goos: Uebersinnliehe Erscheinungen.
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ihnen vor, dass es in ihrer Lage, mit mehreren Kindern,
nicht leicht sein werde, sich dort während der Winterszeit
zu ernähren. Darauf erhielt ich die Antwort: — ,,Das ist
Gottes Sache, das kümmert uns nicht lik — Ueber das weitere
Schicksal dieser Leute ist mir bis jetzt nichts Authentisches
bekannt geworden.
35. Fall. — Von Frau F„ aus Catharinenherd bei
Garding (Schleswig) gebürtig, erfahre ich, dass ihre Mutter
und Grossmutter //. Seherinnen gewesen« Frau F. selber
siebt zuweilen in Gläsern und Tassen menschliche
Gestalten; so vor Kurzem die Figur eines Mannes, der wie
ein Schiffskapitän gekleidet war. — Von den Gesichten
ihrer Mutter und Grossmutter habe ich nur je eins notirt.
Die Mutter sah in ihrem Hause eine Schaar schwarzgekleideter
Männer zur Thür herein kommen, worunter sich
ein auffallend kleiner Mensch befand, der einen sehr altmodischen
Hut trug. Die Männer machten, hinter einander
hergehend, in der Stube die Runde und gingen wieder zur
Thür hinaus. Nach kurzer Zeit fand dann im Hause ein
Sterbefall statt, und nun kamen dieselben Männer, darunter
auch der Kleine mit dem alten Hut, als Leichen träger.
Die Grossmutter ff. begegnete an einem Graben, über
welchen eine schmale, nur für eine Person passirbare Brücke
mit einseitigem Geländer führte, einen verstorbenen ehemaligen
Nachbarn. Die Frau gewahrte denselben in dem Augenblick,
ais er die Hand auf das Geländer legte und im Begriff war,
auf das Brett zu treten, während sie sich auf der anderen
Seite des Grabens in gleicher Situation befand. Sie trat
nun zurück und liess die Erscheinung des Mannes herüber
kommen, welche schweigend an ihr vorbei ging und dann
verschwand.
36. Fall. — Als in Prag das in der Folgezeit abgebrannte
Theater erbaut wurde und schon der Vollendung
nahe war, befand sich eine mir bekannte Dame, Frau J.,
zum Besuch bei ihrer damals in Prag lebenden verheiratheten
Tochter, Frau &, von deren Wohnung man die Aussicht
auf das Theater hatte. Während hier nun Mutter und
Tochter, welche letztere seherischer Natur ist, eines
Tags am Fenster sassen, äusserte diese: — „Es wäre doch
Schade, wenn das schöne Theater abbrennen sollte." Frau «/.,
der gedachten Eigenschaft ihrer Tochter eingedenk, fragte
hierauf, was sie damit meine. Nun deutete die Tochter auf
ein Fenster des Theaters, woraus sie Flammen hervorschlagen
sehe. — Und aus diesem selben Fenster war, wie Frau /.
mir sagte, das Feuer beim Brande des Theaters zuerst nach
aussen hei vorgebrochen!
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