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Kramer: Hypnotismus oder Magnetismus. 45
werden müsse. Mögen gesinnungstüclitige Tagesschriftsteller
diesen Gedanken pflegen und der öffentlichen Meinung
zugänglich machen, damit, wenn über kurz oder lang die
Strafgesetzgebung dem Hypnotismus näher treten wird, diese
nicht auch zugleich den Magnetismus festnehme und so den
Unschuldigen mit dem Schuldigen zusammenkoppele, oder
— um ein anderes Bild zu gebrauchen — damit nicht das
Kind mit dem Bade ausgeschüttet werde.
Wiesbaden, 16. November 1889.
Magnetopath Kramer»
Eine denkwürdige und später in Erfüllung gegangene Vision vor
dem Traualtar»
Referirt von Gr. C Wittig.
In der „Geschichte einer vornehmen Dame im achtzehnten
Jahrhundert" („Histoire d'une grande dame au
XVTIIe siecle. La Princesse Helene de Ligne, par Luden
Perey. Paris, Calman Levy, 1887) finden wir in deren
„Tagebuche", das sie als neunjähriges elternloses Kind, eine
Tochter des polnischen Fürsten Massalsky und einer
Prinzessin Radzirvill, 1772 im Kloster Abbaye-aux Bois in
Paris unter dem Titel: — „Memoires d'Appoline-Helöne
Massalska en TAbbaye royale de Nötre-Dame-aux-bois, Rue
de Seve, Faubourg Saint-Grermain" begann und nur bis zu
ihreni Wiederaustritt im 15. Lebensjahre aus demselben,
bei ihrer Verheirathung am 25. Juli 1779 mit dem Sohne
des österreichischen Feldmarschalls Fürsten von Ligne,
Prinzen Karl, der drei Jahre älter als die Prinzessin war,
fortgeführt hat. Darin erzählt sie nun unter vielen anderen
höchst interessanten Erlebnissen, dass sie „bei ihrer Ankunft
einem Fräulein von Montmorency besonders empfohlen worden
von ihrem Onkel, dem Fürstbischof von Wilna. Sie musste
aber den Schutz derselben bald entbehren, indem dies arme
Mädchen schwer erkrankte, von Paris fortgebracht wurde,
um an verschiedenen Orten Heilung zu suchen, und endlich
in Genf starb. In der Nacht ihres Todes hatte die kleine
Prinzessin eine eigenthümliche Vision. Sie erwachte in
grosser Anget, rief nach ihrer Gouvernante, und als diese
kam, erzählte sie ihr, sie hätte eben im Traume Fräulein
von Montmorency vor sich gesehen, mit einem weissen Kleide
und einem Kranz von weissen ßosen im Haare; diese habe
ihr gesagt, dass sie im Begriff sei, sich zu verheirathen, und
seit diesem Augenblicke sähe sie ihre beiden grossen Augen
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