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Kurze Notizen
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werden. (5. Beil. z. „Leipz. Tagebl." Nr. 343 v. 9. December
188!).) — Dies wäre ein bestätigender P e n d a n t zu der in
unseren Kurzen Notizen sub c) S. 808—809 des vorigen
Deeember-Heftes 1889 erwähnten Naturheilung der Tibetaner
mit Butter. Und hierbei fällt mir noch ein, dass der
alte Heilbauer Grumbt im Sachs. Erzgebirge bei Dippoldiswalde
, welcher nach meinem Bericht in den „Psych. Stud."
Juni-Heft 1882 S. 285 mich selbst und meine zweite,
damals sichtlich hinsiechende dreijährige Tochter Hedwig
durch Magnetisirung heilte, letztere über Brust, Rippen
und Körper noch ausserdem mit einer grünlichen Salbe
vermittelst regelrechter Handstriche etwa dreimal einrieb,
worauf das Kind binnen wenigen Wochen kräftiger wurde
und noch bis heute fast kerngesund ist. Jener Heilbauer
ist im Sommer 1887 zu Obercarsdorf 87 Jahre alt, in der
Oberschmiede vom Schlage plötzlich getroffen, gestorben,
als er aus derselben heimgehen wollte. Er erzählte mir einst
selbst, er habe als junger hübscher Bauernbursch einmal
sogar die Ehre gehabt, bei einem ländlichen Feste den Tanz
mit einer Dresdener Prinzessin zu eröffnen. Bei Gewittern
habe er stets ein merkwürdiges Zucken in seinen Nerven
gefühlt, und es habe ihn niemals vor und während einem
solchen in der Stube gelitten; er habe sich stets im Freien
bewegen müssen, um eine ihm unerklärliche Bedrückung
und Unruhe in seinem Gemüthe und auf seiner Brust los
zu werden. Das Magnetisiren seiner Kranken nannte er
„angreifen". So erzählte er mir von einer Schwei
kranken Bauernfrau, welche die Aerzte bereits aufgegeben
hatten: — er habe sie kaum angegriffen, so sei in ihr eine
plötzliche Veränderung vorgegangen; sie habe zu schwitzen
begonnen und sei eingeschlafen und mit dem entschiedenen
Gefühle der Wiedergenesung erwacht. Im Jahre 188t
passirte es ihm merkwürdiger Weise noch, dass sein schönes
Bauerngut vom Blitz eingeäschert wurde und ich von einer
Anhöhe, dem sogenannten Steinbruche bei Dippoldiswalde,
jetzt mit Aussichtsthurm und schon früher mit einem
kleinen Restaurant verbunden, wohin ich Zutlucht genommen,
das Dach seiner Scheuer über und über plötzlich feurig
aufglimmen sah und, gleichsam noch durch Rapport mit
ihm verbunden, seiner Person unwillkürlich gedenken musste.
Noch am Abende des Tages erfuhr ich die Bestätigung
meiner sensitiven Vermuthung,
b) Ueber das „mal oechio" oder den sogenannten
„bösen Blick" in Italien und anderwärts haben wir früher
bereits berichtet. Jetzt finden wir eine Art Bestätigung
dafür in Otto Gumprechfs biographischer Skizze des
Psychische Studien. Januar 1890. 4
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