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50 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 1. Hoft. (Januar 1890.)
berühmten italienischen Meisters Giuseppe Verdi 9 des
Componisten des ,,Tronbadour" und anderer herrlicher
Opern. Ehe er, aus ärmlichen Verhältnissen sich emporringend
, mit seinen ersten Versuchen durchdrang, hatte er
viele Hindernisse zu überwinden. Aber auch dann noch
erlebte er in bunter Reihe glänzende Siege und erbarmungslose
Niederlagen. „Die Sonne des Glücks sollte dem Meister
endlich doch wieder scheinen. Seine 'Luisa Miller1 (nach
Schillert 'Kabale und Liebe') ging in Neapel, wo sie den
8. December 1849 zum erstenmal das Lampenlicht erblickt,
alle stelle und gehörte eine Zeit lang zu den Lieblingen
des italienischen Publikums. In Paris fand sie ein paar
Jahre später eine kühle Aufnahme, und in Deutschland ist
sie so gut wie unbekannt geblieben. Verdi hatte nur
vermöge seiner eisernen, vor keinem Widerstand der
Menseien und Verhältnisse sich beugenden Willenskraft
die Zahlung der ihm als Honorar verheissenen 3000 Dukaten
dem Intendanten der Königlichen Theater abgerungen.
Noch mancherlei anderes Ungemach erwartete ihn in der
schönen Stadt am Fusse des Vesuv. Er war zwar nicht,
wie einst Rossini, von der abergläubischen Furcht des
Volkes vor dem bösen Blick angesteckt, aber seine
Freunde erachteten es für ihre Pflicht, ihn vor dem missgünstigen
Zauber zu behüten. Sie wichen ihm Tag und
Nacht nicht von der Seite, bildeten eine Leibwache, in der
er wie ein Gefangener lebte. Einer seiner heissester»
Verehrer war nämlich ein berüchtigter 'jettatore' (böser
Blicjc-Werfer), und diesen galt es, um jeden Preis fern zu
halten. Solches gelang auch bis zum xlbend der ersten
Aufführung der 6Luisa Miller\ Während jedoch der mit
Ehren aller Art überhäufte Komponist vor dem letzten
Akt einige Anordnungen auf der Bühne traf, warf sich
ihm glückwünschend ein Mann an die Brust. Er war es,
der allgemein Gefürchtete, und im nämlichen Augenblicke
stürzte eine grosse (Joulisse zu Boden, vor deren krachendem
Fall die Beiden nur durch einen hastigen Seitensprung
sich retteten. Der vierte Akt aber , der weitaus beste des
AVerkes, ging fast spurlos vorüber und wurde erst allmählich
bei Gelegenheit der einander in ununterbrochener Reihe
drängenden Wiederholungen des Werkes mehr und mehr
gewürdigt." — (S. „ Westermann'h lllustrirte deutsche
Monatshefte", August 1889, Heft 305 S. 581 ff.) — Auch
die gegenwärtig viel gelesene und beliebte Romanschriftstellerin
Ossip Schubin hat eiue Novelle: — „Mal ocehio"
— betitelt, geschrieben.
c) Wer Davis1 Autobiographie „Der Zauberstab"
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