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Kurze Notizen.
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mit der Hand über das Gesicht mit den Worten: — „Wach
auf" gestrichen und Anblasen und Suggestion angewandt
hatte, erwachte die Kellnerin mit den Worten: — „Ist der
Mann mit den schrecklichen Augen noch da ?" Zu erwähnen
ist, dass die Kellnerin, welche nach ihrer Erklärung damals
vom Hypnotismus keine Ahnung hatte, einige Zeit nach dem
Vorfalle den Angeklagten ersuchte, sie wieder einzuschläfern;
eine Vorgängerin der Kellnerin hat — wie von einer Zeugin
angegeben wurde — mit grossem Vergnügen sich hypnoti-
siren lassen, das hierbei bei ihr erweckte Gefühl als sehr
angenehm schildernd. Der Staatsanwalt beantragte, sich
auf Holzhaweris Commentar beziehend, auf Grund des
§ 239 des R.-St.-G.-B. eine achttägige Gefängniszstrafe.
Der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung, da er nicht
zur Ueberzeugung kommen konnte, dass Putz im Bewusstsein
der Widerrechtlichkeit seines Vorgehens gehandelt habe, da
er der Ansicht sein konnte, dass der Kellnerin nicht unbekannt
war, dass er schon öfters in dem Locale Experimente
mit dem Hypnotisiren vorgenommen habe und sie daher
freiwillig seiner Aufforderung entspreche. („General-Anzeiger
£ Leipzig" 1. Beil. zu Nr. 334 v, 2. December 1889.)
g) Von der Passauer Kunst heisst es in der 1620
erschienenen „Auffrichtiger Teutscher Soldaten Regul u. s. w.,
durch Einen der teutschen Nation, und dess Vatterlands
recht liebhabenden Evangelischen Feld-Predigern an Tag
gegeben": — „Weil es auch heutigs tags sehr gemein ist,
daz sich viel mancherley betrüglicher Teuffelskunst und
zaubereyen gebrauchen, um sich Unsichtbar oder Vest zu
machen, damit sie kein streich oder schuss verletzen solle,
so ist zu wissen, daz solches keinem Christen gebüre, sonder
ein lauterer, purer, offener Abfall von Gott seye, dann ja
ein solcher Mensch sein vertrauen von Gott seinem einigen
Schöpffer abzeucht, und er an den Teuffei hengt, der doch
von anfang ein Mörder, Betrieger, Lügner und abgesagter
Feind ist dess gantzen Menschlichen Geschlechts. Einmal
finden sich diese Gesellen meistentheils von ihm durch solche
abergläubische Sagen und abgöttische Kunst hesslich betrogen
und werden offtmals zum ersten uffgerieben, wie es
die Erfahrung täglich bezeuget, dann der Teuffei hat eben
seine Lust hieran, daz er die Menschen also durch falsche
Wahn von Gott abtriennig mache, betriege und umb das
zeitlich und ewig Leben bringe, und muss derjenig, der da
glaubt, daz der Seelen Feind es mit dem Leib gut und
besser gemeine, als derjenige, der beydes Leib und Seele
erschaffen hat, und täglich erholt, ja ein alberner, unwissender
oder gar ein sorgloser Gottloser Mensch sein: Sintemal eim
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