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88 Psychische Studien. XVIL Jahrg. 2. Heft. (Fehruar 1890.)
deutlicher erkennbar, und zwar in drei verschiedenen
Haltungen. „Die Wiedererkennung war eine vollständige",
sagte Mr. Livermore, „nicht nur durch mich selbst, sondern
durch alle meine Freunde.4' Auf eine Frage des Richters
erklärte er, dass er mehrere Porträts von seiner Frau bei
sich zu Hause besitze, „aber nicht in dieser Gestalt."
Ein ergänzendeh Zengniss über dieee Thatsache haben
wir vor uns in folgenden Woiten des Mr. Coleman bei
einer Spiritisten-Versammlung zu London über den Gegenstand
der Geister-Photographien: — „Mr. Livermore übersandte
mir das ßildniss seiner Ehegattin. Er wünschte, die
Thatsache der Geister-Photographien zu widerlegen, und
ging aus diesem Grunde zu Mumler; er drehte sich, gerade
bevor die Kappe von der Camera abgenommen wurde, damit
er irgend welche von Mumler möglicherweise getroffenen Vorbereitungen
unterbrechen könnte, welche einen Geist auf der
Platte in einer seiner ersten Haltung entsprechenden Stellung
hervorbringen sollte. Mr. Livermore war kein Enthusiast, als
er diese Dinge bekannt machte, und kam nur vor Gericht,
um die Thatsachen im Zeugenverhör zu bestätigen, auf die
dringende Bitte des Richters Edtnonds." („The Spiritualist"
1877, 1, p. 77.)
Es bleibt mir nur noch übrig, das letzte Erforderniss
für den thatsächlichen Beweis der Persönlichst durch die
Materialisation zu formuliren, welches darin besteht, dass
dieser Beweis — ebenso wie wir ihn für die intellectuellen
Commu nikationen und die Transcendental-Photographie
erheischt haben — in Abwesenheit jeder die
materialisirte Gestalt wiederzuerkennen vermögenden
Person geliefert werde. Ich glaube, dass
man auch mehrere Fälle dieser Art in den Annalen der
Materialisation rinden könnte. Aber die wesentliche Frage
ist: — angenommen, eine solche Thatsache sei gegeben,
könnte sie als absoluter Beweis dienen? Denn zugegeben,
dass ein „Geist" sich auf diese Weise manifestiren könne,
so vermöchte er doch eo ipso (eben dadurch) sich aller
Persönlichkeits-Attribute eines anderen Geistes zu bedienen
und ihn zu personificiren in Abwesenheit eines jeden Beliebigen
, der ihn wiederzuerkennen im Stande wäre. Eine
solche Maskerade würde vollständig albern sein, da sie
absolut jedes vernünftigen Grundes entbehrt;
aber vom Gesichtspunkte der Kritik aus wäre ihre Möglichkeit
nicht unlogisch.
Es ist ersichtlich, dass diese selbige Möglichkeit
der Nachahmung, oder der Personi-
f ika tion (der Stellvertretung der Persönlichkeit) gleicher-
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