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Kurze Notizen
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grübelte über das Hexenwesen nach. So wurden die
Geinüther vorbereitet und empfänglich gemacbt. In London
veröffentlichte Baxter 169! ein ähnliches Buch, in dorn er
auf Mather1^ Erfahrungen und Ansichten Bezug nahm. Da
ereignete sich im darauf folgenden Jahre zu Salem in
Massachusetts der erste Hexenfall, auf den bald eine
ganze Reihe folgte. Erst bei den Predigern, danu bei ihren
Hörern kam eine Abart religiösen Wahnsinns zum Ausbruch,
die schmähliche Opfer forderte; binnen kurzem wurden
20 Personen gemordet und 55 so gemartert und gequält,
dass sie die wunderbarsten und wahnsinnigsten Bekenntnisse
ablegten. Die Ernüchterung Uess nicht lange auf sich
warten; ein Abscheu vor diesen Justizmorden griff überall
Platz. In immer weitere Kreise drang der BT exen verdacht
; als derselbe auch in die eigene Familie des schändlichen
Anstifter* getragen wurde, gestand er, 'Satan 'väre
in Confusion gerathen'. Die Partei der zelotischen Pfarrer
gerieth eine Weile in Misskredit, und Coiion Mather selber
hatte später, wie er in seinem Tagebuch eingesteht, 'Versuchungen
vom Atheismus' zu leiden, er kam so weit, jede
Religion für Täuschung zu halten." — Wer sich von unseren
Lesern noch etwas näher über diese und ähnliche Vorfälle
in Schottland und Nordamerika unterrichten will, der lese
nach in: — „Das streitige Land", 2. Theil. Von Robert
Dole Owen, ehemal. amerik. Gesandten in Neapel und
Congressmitglied der Vereinigten Staaten. (Deutsch bei
Oswald Mutze in Leipzig, 1876) S. 150 ff. über die Grausamkeit
der Puritaner; „Anhang" S. 24 ff. über Zauberei
und Hexerei und deren Bestrafung, S. 32 ff. Hexenverbrennungen
zu Salem im Jahre 1692.
c) Unsere geehrten Leser, welche Französisch verstehen,
dürften einen Genuss eigener Art in der Leetüre eines so
eben erschienenen Werkes finden, das uns im Original
vorliegt und den Titel führt: — „Uranie." Par Camille
Flammarion. Tllustrations de Bilier, Gambard et Myrbach
Ouvrages Publies dans la Collection GvAllaume. , Edition du
Figaro. (Paris, C. Marpon et E. Flammarion, Editeurs 26.
Rue Racine, 26, 18b9.) VIII und 28 S S. gr. 8°. — Seinem
Inhalte nach ist es ein ganz eigenartiges astronomisches
Werk des berühmten Pariser Professors der Sternkunde,
M. Camille Flammarion, ehemaligen Berechners am kaiserlichen
Observatorium zu Paris, Mitgliedes vieler gelehrten
Gesellschatten, dessen bereits von Dr. Hugo Schramm ins
Deutsche übersetzte Schrift: — „Die Mehrheit
bewohnter Welten" (Dresden, Woldemar litrk, 1864)
VI und 1308. gr, 8° — bei manchen unserer älteren Leser
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