Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 114
(PDF, 165 MB)
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114 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1890.)

wir glauben dann immer, dass wir diesen Gedanken zum
ersten Mal denken ,, und er kommt dann nicht aus der
Erinnerung; denn eines Gedankens sich erinnern, heisst
so viel als: ihn mit dem Bewusstsein, ihn schon
einmal gedacht zu haben, wieder denken. Es sind
zwei Gründe, welche veranlassen, dass wir einen solchen
Gedanken zum ersten Mal zu denken glauben; der erste
und wesentlichste ist der, dass wir ihn im wachen Zustande
mit einem anderen Organe denken; und der zweite der,
dass wir, wie oben gesagt, nie an Begebenheiten aus unserem
freien Geistesleben, und deshalb auch nicht an die Umstände,
unter denen er zum ersten Male gedacht wurde, uns erinnern
können. Wenn der Geist während des Schlafes viele erhabene
und werthvolle Gedanken gedacht hat, so wird es ihm leichter
sein, sie auch im wachen Zustande zu denken, und die
Arbeit des Geistes während des Schlafes kann also auch
Bedeutung für sein waches Leben erhalten.

Was ich für das Werthvollste an der Kegel halte, die
wir hier betrachtet haben, ist das, dass sie uns den Weg
öffnet zu einer vollständigen Widerlegung des einzigen
beträchtlichen Grundes, den man gegen die Reincarnation
anführt.

Man fragt nämlich: — Weshalb kann ich mich an keine
Spur meines früheren Daseins erinnern? Wir antworten:
Weil Du im wachen Zustande nie Dich wirst erinnern können,
was Du, ganz getrennt von Deinem Körper, gethan hast,
wie der Somnambule und das Ti ancemedium nie sich erinnern,
was sie gesagt und welch' erhabene Gedanken sie ausgesprochen
haben. Es folgt aus sich selbst, dass, wenn der
Geist nicht mit Hülfe des Gehirns sich erinnern kann, was er
im freien Zustande gedacht und gethan hat, er ebensowenig
mit Hülfe desselben sich wird erinnern können, was er gedacht
und gethan hat, bevor er durch die Incarnation den
Körper, und mit ihm eben das Gehirn, in Besitz nahm. Wir
sehen also, dass, wenn wir wirklich unserer vorigen Existenz
uns erinnerten, gerade dieser Umstand ein ewiges Problem
für uns sein würde, weil das ein unerklärlicher Bruch
einer feststehenden Regel wäre. Anstatt also ein Grund
gegen die Reincarnation zu sein, wird das Nichterinnern
zu einem Grunde für dieselbe, indem es sich als eine neue
Bestätigung einer bekannten Regel erweist.

Es wundert mich, dieses bisher so wenig hervorgehoben
zu finden; denn hervorgehoben muss es werden, weil
es der eigentliche Grund für das Nichterinnern ist!


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