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Psychische Studien. XVIL Jahrg. 3. Heft. (März 1890.) 115
Der vielförmige Hintzelmann
oder
Umbständliche und merckwürdige Erzehlung
von einem Geist,
So sich auf dem Hause Hudemühlen und hernaeh zu Estrup im
Lande Lüneburg unter vielfältigen Gestalten und verwunderlicher
Veränderung, durch Zulassung Göttlicher Providentz sehen lassen
und sich bald freundlich und familiär, bald aber gefährlich und
schädlich erwiesen.
Aus bisshero noch niehmals gedruckten Nachrichten colligirt,
und ihrer Curiosität halber zum Druck befördert, und mit
unterschiedlichen Historien von Erscheinungen und Gespenstern
vermehret und durch Kupfter vorgestellet.
(Leipzig, Anno 1704.)
Mitgetheilt von Carl Kiesewetter.
III.
(Schluss von Seite 70.)
Wie alle Kobolde pflegte auch Hintzelmann die Leute
gern zu necken. So sperrte er eine Magd, die ihn zuvor
gescholten, in den Keller, als sie Wein für einen plötzlich
an der Kolik Erkrankten holen wollte, wobei er ihr sagte,
dass sie, da es mit dem Patienten nichts auf sich habe, die
Nacht über im Keller bleiben müsse. Als nun dem Patienten
die Zeit zu lang ward, schickte er einen Diener nach dem
Keller, welcher diesen mit einem unbekannten Vorlege-
schloss, zu dem kein Schlüssel passen wollte, verschlossen
fand; die Magd aber rief ihm mit Weinen zu, was ihr
begegnet war. Am nächsten Morgen fand man den Keller
offen und das Vorlegeschioss vor der Thüre liegen. Der
Kranke war nach einem halbstündigen Anfall wieder gesund
geworden*)
Dereinst fuhr ein Herr von Adel bei Hudemühlen
vorüber und wollte ungeachtet alles Zuredens des Schlossherren
nicht absteigen und einkehren, weil er „nicht im
Humeur wäre, mit dem Satan Compagnie zu machen." —
„Wie sie also noch in der Rede begriffen waren, findet
sich der Hintzelmann auch dabey an und saget: — 'Warte,
mein guter Compan, es soll Dir diese freche Rede schon
bezahlet werden !' — Als nun dieser Fremde auf seinem Wagen
gesessen, seine Reise fortgesetzet, und über die Brücke, so
*) S. 176—179.
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