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140 Pyschische Studien. XVII. Jalirg. 3. Hett. (März 1890.)
ist u. s. w." — Ich vertraute demnach meinem blossen
Gedächtnisse nicht mehr, ah ich es nun wirklich beschreiben
wollte, sondern stellte unter zehn Fragen auch die folgenden
drei: — f>) „Giebt es eine Ueberlieferung, wer es gemalt
oder aufgefrischt hat? — H) Ist es nach einem älteren
Bilde aufgefrischt, oder gar erst später dorthin gemalt
worden? — 10) Ist es ein viereckiges gemaltes Oelbild,
oder bloss ein an die Mauer oder Wand gemaltes Bild?*'
— Man ersieht hieraus wohl von selbst die Bestätigung
meiner früheren Angaben über meine gänzliche Unkenntniss
des eigentlichen dort befindlichen Stadtwappens, das weder
ein viereckiges gemaltes Oelbild, noch ein Mauer- oder
Wandbild (Fresko), sondern ein mit Oelfarben übermaltes
und ausgeschnitztes, länglich rundes, metergrosses und
ca. 15 Centimeter dickes Wappen aus Holz ist. Dasselbe
ist nach zwei mir vorliegenden Abbildungen, einer schwarz
gezeichneten und einer mit Farben ausgetuschten, ganz
wappenmässig gehalten, oben mit einem kronenartigen gelben
Helmschmuck versehen, aus dem Eichenblätter (?) gleichsam
ah» wallender Helmbusch emporragen; zu jeder der beiden
arabeskenartig, oberhalb des mittleren ovalen Dippoldbildes
mit den zwei darüber gekreuzten entwurzelten Baumstämmen,
verzierten Seiten ist unterhalb rechts und links je ein
ruthenartig zusammengebundenes grünes Rautenbüschel
schief an- und aufgesteckt, und am Fusse des Wappenbildes
befindet sich eine dem oberen Helmbuschstrauss entsprechende
kleine gelbe Gegen\erzierung. Dieses Wappen soll
sich früher in der uralten St. Nikolai-Kirche auf einem
zweiten Querbalken mitten im Kirchenschiff und inmitten
der beiden Figuren des heiligen Nikolaus und des heiligen
Jakobus befunden haben. Auf dem ersten (Querbalken von
Kirchenschiff-Pfeiler zu Pfeiler kurz vor dem hohen
Chorraum soll m der Mitte Christus mit den Figuren
Marians und Johannes' zu seinen beiden Seiten gestanden
haben. — Und noch einen Beweis für meine entschiedene
.Nichtkenntuiss dieses Wappens finde ich unterm 31. Oktober
in meiner zehnten Frage oder Bitte an einen ortsansässigen
Photographen Herrn AI,: — „10) Das Bild
ßippold'n über der inneren Eingangsthür der nördlichen
Seitenhalle sollte genau abphotographirt und in seinem
Bestände, Alter, Material, Werth u. s. w. sorgfältig untersucht
und beschrieben werden. Es ist meines Vermuthens
uralt, ich bitte um genaue Beschreibung seiner Grösse, ob
es auf Leinewand gpmalt ist, wie der Einsiedler bekleidet ist,
d. h. welche Farben sein Anzug trägt u. s. w. Alles, selbst
der kleinste Zug, kann hierbei von Wichtigkeit werden." —
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