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144 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1890.)
Unter den 65,532 Voreltern, die jeder der jetztlebenden
Menschen im 14. Jahrhundert hatte, befinden sich gewiss
Personen aller Stände und Classen, Arme und Reiche,
daher der Unterschied in der Herkunft des Menschen wohl
kein grosser sein dürfte. („Genoral-Anzeiger für Leipzig und
Umgebung" Nr. 27 v. 27. Januar 1890, S. 240.) — Es geht
aber noch weiter wie in der bekannten Gosel lichte mit dem
Schachbrett und seinen 8 x 8 = 64 Feldern auf deren jedes
immer noch einmal so viel Getreidekörnei als Belohnung
seines Erfinders von dem mächtigen Schah gelegt werden
sollten, was er für leicht hielt, während er hi Wirklichkeit
schliesslich alles Getreide der Welt hätte liefern müssen.
Dies ist aber doch nur die rückwärts verfolgte Verzweigung
eines Einzelnen. Welch1 ein Bild entrollt sich uns jedoch,
wenn wir für jeden unserer Voreltern und Urahnen die
nämliche Vei zweigung und Verästelung weiter verfolgen
wollten Es sähe wohl dann der Wurzel-Verfilzung des
Grases oi^er des Waldmooses ähnlich in allen leiblichen
wie geistigen Verschlingungen.
c) Rudolstadt, 27. Januar ISfiO. Als ein höchst
merkwürdiges Zusammentreffen ist zu verzeichnen, dass am
2'!. Januar in derselben Zeit, in welcher die irdische Hülle
des Fürsten Georg in Rudolstadt beigesetzt wurd", der auf
der höchsten Spitze des Hainberges bei Unterwirbach von
dem Blanke jburger Versehöneruugsverein erbaute Aussicht
st hu rm, zu Ehren des hochseligen Fürsten
„Georgsthurm genaint. zusamin en b rae h. Derselbe
war schon seit längerer Zeit schadhaft, doch glaubte
Niemand, dass er schon einstürzen würde. („Leipziger
General-Anzeiger" Nr. 29 v. 29 Januar 1890.)
d) Das Gespenst im Romenthal (bei Leipzig). —
Welcher Ort, gleichviel ob Stadt oder Dorf, hätte nicht
seine LoeaJgespenster, schattige Luftgebilde, in der Gestalt
ihrer ehemaligen Leiber oder auch in anderer Form, den
Lebenden erscheinende Seelen Verstorbener, sowie böser
Geister, welche bisweilen deren Gestalt annehmen, um die
[Unterlassenen als Gespenster zu quälen. Der Gespenstei-
glaube hat zu allen Zeiten Anhänger gefunden und hängt
mit dem Glauben an die Unsterblichkeit zusammen. Im
christlichen Mittelalter und später trat der Gespensterglaube
mit dem Glauben an künftige Vergeltung in Verbindung,
insofern man besonders den Bösen nachsagte, dass sie nicht
zur Ruhe kommen könnten, sondern umgehen müssten bis
zum jüngsten Tage. Auch Leipzig hatte solche „unheimliche
Wesen", und zwar vier. Dies waren die „Fedetiiese" am
Fleischerplatze, „der preussische Grenadier im 31oser'scheu
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