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156 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1890.)
laneholischen, also in tieferem Gefühlsleben versunkenen
Könige das Kominende in prophetischen Bildern
und sibylliniseher Sprache verkündete, auf gleiche Weise,
wie der fernsehende Somnambul die Zukunft in der
Gegenwart vor sich hat; so theilen wir es hier unsern
Lesern mit.
Ueber den Ursprung desselben bemerken wir noch
folgendes: —
Jener obenerwähnte, unbekannte, deutsche Keisende
giebt folgende Vorbemerkungen, die uns selbst alles näheren
Commentars über das Gesicht selbst überheben: —
„Als König Gustav Adolph im Jahre 1S09 vom Thron
in's Gefängniss wanderte, und auf Offenbarungen und
Weissagungen bauete, war das Volk in einem ähnlichen
Zustande kalter Gleichgültigkeit und trüben Hinstarrens
in die Zukunft. Die Ansichten und Urtbeile der Leiter
und Führer, und die Schilderungen und Deutungen, welche
sie über den König und sein Betragen ausgehen Hessen,
und welche bis zu den untersten Classen des Volks durchdrangen
; das eigne Unglück, die Noth, welche jeder bei sich
fühlte und sah, oder welche mit verdoppelten Schreckensklängen
durch die Posaune des Gerüchts aus der Ferne
her wiederhallte; endlich das Vorgefühl und Mitgefühl des
Verhängnisses, welches über dem Zeitalter schwebt, und
als ein dunkler und prophetischer Keim der Dinge sich
vielleicht in der Brust jedes Mitlebenden rührt, — alles
diess musste wohl Gesichte und Gespenster zeugen, zumal
da cas Schicksal selbst als ein erbarmungsloser und blutiger
Würgengel mit dem geweihten Mordschwerte umzugehen
scheint. So geschah es denn, dass sich das Volk mit Ahndungen
, Mährchen und Prophezeihungen herum trug, die
um so eher geglaubt wurden, je mehr von Tage zu Tage
der Himmel um sie sich verdüsterte. Besonders ging ein
altes Gespenstermährchen um, von einem Gesicht, welches
Karin dem Elften et schienen, und worin blutige und gräuliche
Thaten, welche man jetzt erleben würde, vorhergesagt
seyn sollten. Lange vorher, als (ehe) man an diese
Zeit und ihre Männer und Begebenheiten gedacht,
lief diess Gesicht durch einige Hände als politische Seltenheit
, ohne dass man seinen Ursprung wusste, wiewohl einige
erzählten, es sey aus einer im Ileiehsarchiv befindlichen
Orginalurkunde abgeschrieben. In diesen letzten Jahren
hatten sich mit dem Glauben an das Ungeheure und
Schreckliche auch die Abschriften vervielfältigt."
Dagegen giebt der Herausgeber deslSIew monthly
Magazine in der kurzen Vorrede bloss an: that the docu-
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