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160 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1890.)
Pantoffeln, ob etwa einiges Blut auf sie gekommen wäre;
aber das war es nicht. Die, welche enthauptet wurden,
waren meistenteils junge Edelleute. Ich warf meine
Augen davon weg, und ward hinter dem Tisch in der
Ecke eines Throns gewahr, der fast umgestürzt war, und
daneben einen Mann, der aussah, als sollte er Reichsvor-
steher seyn; er war ungefähr 40 Jahr alt. Ich zitterte
und bebte, indem ich mich zur Thüre zog, und laut rief:
welche ist des Herrn Stimme, die ich hören soll? Gott,
wann soll diess geschehen? Es wurde mir nicht geantwortet
. Ich rief wieder: o Gott, wann soll diess geschehen?
Aber es wurde mir nicht geantwortet; allein der junge
König schüttelte mehrmals den Kopf, indem die andern
würdigen Männer hart auf ihre Bücher schlugen. Ich
rief wieder, stärker denn zuvor: o Gott wann soll diess
geschehen ? so sey denn, grosser Gott, so gnädig und sage,
wie man sich dann verhalten soll. Da antwortete mir der
junge König: nicht soll diess geschehen in Deiner Zeit,
sondern in der Zeit des sechsten Regenten nach Dir, und
er wird seyn von eben dem Alter und Gesalt, wie Du mich
siehest; und der, welcher hier steht, ofienbart, dass sein
Vormund aussehen wird, wie dieser; und der Thron wird
gerade in des Vormunds letzten Jahren an seinem Eall
seyn durch einige junge Edelleute; aber der Vormund, der
unter seiner Regierung den jungen Herrn verfolgt, wird
sich da seiner Sache annehmen, und sie werden den Thron
stärker befestigen: dass nie zuvor ein so grosser König in
Schweden gewesen, und nie nachher kommen wird, als dieser
werden wird, und dass das schwedische Volk in seiner
Zeit glücklich werden wird; und er wird ein seltenes Alter
erreichen; er wird sein Reich ohne Schulden, und mehrere
Millionen in der Schatzkammer hinterlassen. Aber ehe er
sich auf dem Thron befestigen kann, wird es ein grosses
Blutbad werden, dass nie dessgleichen im schwedischen
Lande gewesen, und auch nimmer werden wird. Gieb Du ihm,
als König im Schwedenlande. Deine guten Vermahnungen. —
Und als er diess gesagt, verschwand alles, und allein wir
mit unsern Lichtern waren noch da. Wir gingen mit dem
allergrössten Erstaunen, wie jedermann sich vorstellen kann,
und als wir in das schwarze Zimmer kamen, war es auch
weg, und alles in seiner gewöhnlichen Ordnung. Wir
gingen da hinauf in meine Zimmer, und gleich setzte ich
mich, diese folgenden Vermahnungen zu schreiben in
Briefen, so gut ich konnte. (Die Vermahnungen liegen
versiegelt, werden von König zu König erbrochen, gelesen,
und versiegelt.) Und alles dieses ist wahr. Diess bekräf-
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