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168 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1890.)
also auch für das Erdenleben der Menschheit, oder wir
fallen der theologischen Auffassung anheim, nach welcher
nun einmal hienieden lediglich das verwünschte Jammerthal
ist mit seinen fortwährenden Dornen und Disteln als
Resultat unserer schweisstreibenden productiven Thätigkeit
auf dem Acker des Lebens, auf den grausame Semitengötter,
die gelegentlich selbst eingestehen müssen, dass sie sich in
ihrem sonst für so gut erklärten Hauptproduct, dem
Menschen, eigentlich stark verrechnet, uns aus dem Paradiese
vertrieben haben.
Wie viel erhabener und erhebender ist gegen solches
ziellose „Auf- und Abwallen" nach einem unberechenbaren
dunkeln, um nicht zu sagen, sehr düstern. Weltwillen das
Bild, welches der Materialist C. Radenhausen z. B. in verschiedenen
seiner (zumeist von der Zunft unterschlagenen)
Werke von dem müh- und langsamen, aber unaufhaltsamen
und stetigen Bildungsgange der Menschheit vorgezeichnet
hat. Trotz aller an sich bedauerlicher und jetzt wohl durch
Alter und Augenschwäche dieses Denkers entschuldbaren
Unbekanntschaft mit den übersinnlichen Thatsachen und
deren Literatur, die ihm ohne Zweifel eine werthvolle Stütze
gewesen wären, können Vorkämpfer aller einschlägigen
Richtungen noch recht viel Gutes in Badenhausen's weit- und
menschenkundigen Arbeiten finden, insbesondere was eben
seine erwähnte Darstellung des Entwickelungsganges der —
wenn auch nach ihm nur irdischen — Menschheit zu immer
höheren Stufen der Sittlichkeit und Glückseligkeit betrifft
lieber minder Wesentliches wollen wir nicht lange
streiten. Trotzdem es nicht ganz in den Raum dieser Blätter
gehört, sei jedoch noch gestattet, darauf aufmerksam zu
machen, dass, wie Herr Dr. H>-S. mit Recht betont, es noch
keineswegs sicher ist, dass es mit dem Meischgenusse früherer
Zeiten nicht vielfach noch schlimmer gewesen sei als jetzt,
und andererseits das vegetarische Leben unter gewissen
Völkerschaften ebenfalls viel verbreiteter gewesen sein mag
als jetzt. Nur ist nicht recht einzusehen, weshalb vegetarische
Zeitschriften, wie Herr H.-S. meint, Bemerkungen hierüber
todtschweigen sollten, die doch nur selten, als eigentlich
nebensächlich, sich der Veröffentlichung aufdrängen
werden. So bange sind im allgemeinen Vegetarier nicht
für ihre Lehre. Der Blick der Menschheit ist vorwärts
gerichtet, nicht rückwärts, was wohl die Vegetarier am
allerersten Anlass haben zu erkennen. Wir dürfen sogar
als möglich annehmen, dass die Menschheit in dem früher
(nach Reidenhausen^ und Nordenskjold^s thatsächlichen, aber
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