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Kurze Notizen.
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Alchemic und Chemie geben die wissenschaftliche Denkmöglichkeit
einer derartigen Metallverwandlung zu. Freilich
bleibt es fraglich, ob es darum wirkliches Gold war» Da
bei der früheren geringen Kcnntniss der Natur der Elemente
und Stoffe eine Täuschung hierüber durchaus nicht ausgeschlossen
ist, so muss es unserer Ansicht nach auch
dahingestellt bleiben, ob Bragadino nebst vielen anderen
seiner alchimistischen Standes- und Leidensgenossen (den
späteren Erfinder des Porzellans Böttger und seine Zeitgenossen
noch mit inbegriffen) nicht in gutem Glauben sich
einer solchen Selbsttäuschung hingaben, daher keine absichtlichen
Betrüger und deshalb auch nicht strafwürdig
waren. Diese falsche Unterstellung allein hat unseres
Erachtens so viele alchymistische und auf anderem Glaabensgebiete
Zauberer- und Hexen-Proeesse auf dem Gewissen.
Und nur das meinten wir mit unserem „angeblichen" oder
„armen, verkannten Abenteurer". Auch ist uns der eigentliche
Bericht über sein Leben und Wirken noch nicht bekannt,
so dass wir bloss auf Grund des obigen Encyklopädisten
über Bragadino1 § etwaige Mediumität noch nicht sicher zu
urtheilen vermögen. Ein seltsamer und über seine Zeitgenossen
an Wissen, Denken und Streben hinausgewachsener
Mann war Bt\ jedenfalls. Und das allein genügte wohl
schon, um ihn den Theologen Paduas und Münchens verdächtig
zu machen. (Wir verweisen wegen weiterer Aufschlüsse
auf den inzwischen uns zugegangenen Artikel des
Herrn Carl Kiesewetier: — „Marco Antonio Bragadino'*, Seite
tcV? dieses Heftes).
c) Spuk in einem Jagdschlösse. — In einem Artikel
ues brandenburgischen Alterthumsforschers A. Trinim,
betitelt: „Die Jagdsclilösser der Hohenzollern" — in
„Vom Fels zum Meer", Heft 3, 18^9—1890 — lesen wir
über das 1542 erbaute Jagdschloss Grunewald, am gleichnamigen
See bei Potsdam, von dem aus die alljährlichen
Hubertusjagden der preussischen Könige auszugehen pflegen,
ausser einer ansprechenden Schilderung seiner Erbauung
und inneren Einrichtung wie Ausschmückung mit Jagdtrophäen
, noch Folgendes auf Spaltseite 79G und 7^7: —
„Was aber diesem Schlosse seinen Stimmungsgehalt leiht,
das ist der Schatten einer unglücklichen Frau,
die noch heute ruhelos zur Mitternacht durch die öden
Bäume schreiten soll, wie der Volksmund behauptet. Es
ist dies Anna Sydotv, die 'schöne Giesserin', über deren
tragisches Ende sich noch immer nicht die Akten geschlossen
haben. Einer Sage nach soll die Schöne hier in der Wand
eingemauert sein, und zwar an jener Stelle, wo jetzt in dem
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