Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 194
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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194 Psychische Studien. XVIT. Jahrg. 4. Heft. (April 1890.)

Zimmer des Kaisers ein breiter Kachelofen Platz gefunden
hat Der Raum dahinter ist hohl und barg ehedem den
Absehluss einer alten Treppe, welche jetzt über diesem
Stockwerk unvermittelt abbricht. Vielleicht wird noch einmal
eine Untersuchung des darunter befindlichen Treppen- und
nun Hohlraumes die Hinfälligkeit jener Sage beweisen.
Trotzdem bekunden bestimmte Ueberlieferungen, dass
Friedrich Wilhelm IL, d^r sich mit der Gräfin Lichtenau
(Frau Rielz)*) hierher oft von dem Treiben des Hoflebens
zurückzog, das nächtlich spukhafte Treiben auf jene traurige
Sage zurückfühlt. — In dem unteren Thürflügel eines alten,
mächtigen, reich geschnitzten Schra'ikes öl den wir das
Brustbild einer schönen, üppigen Frau von ungefähr fünfzig
Jahren, eine herrliche Arbeit der Holzbildhauerkunst. Dies
soll die Unglückliche sein, welche bis heute nicht Ruhe
finden konnte. Der geschichtliche Hergang ist aberfolgender:
— Die Gemahlin Joachim** LL war 1f>49 eines Tages auf
Schloss Grimnitz durch die morsene Diele gestürzt, gerade
auf ein Hirschgeweih des darunter befindlichen Jagdsaales.
Innerlich schwer verletzt, siechte sie langsam dahin, vermochte
nur noch an Krücken sich fortzubewegen und starb
bald. Joachim LL, vor dessen begehrlichen Augen und
Sinnen Anna Sydow, die Wittwe des Stückgiessers Lietrich,
längst Gefallen und Gnade gefunden hatte, zog jetzt das
schöne Weib ganz an seine Seite. Sie folgte ihm auf allen
Reisen und Jagdausflügen und verstand es klugen Sinnes,
sein wenig moralisches Leben wenigstens etwas nach den
Gesetzen des Anstandes und der Schicklichkeit zu regeln.
Da trat ein Umschwung in ihrer Beziehung zu dem Fürsten
ein. Es war in Köpenik, nach Anderen in Beelitz, die
Jagd war aus, auf dem Schlosshofe hielt der Kurfürst mit
Anna Sydow und deren Söhnen, um mit dem Jagdgefolge
die Beute des Tages zu mustern. Auch das fcauernvolk
war herbeigeströmt. Als es nun der schönen Frau ansichtig
wurde, da steckte es die Köpfe zusammen, und ein Flüstern
ging durch den Haufen, das bald bis zu den Ohren des
kurfürstlichen Jagdherrn drang. 'Ist das die unrechte Frau
unseres allergnädigsten Herrn ? tönte es von Mund zu
Wund. 'Wie darf er thun, was uns verboten ist?' Das
schnitt dem Kurfürsten tief ins Herz. Er wandte sich zur
schönen Giesserin und sagte leise: - 'Du solltest beiseite
treten, sie nehmen Aergerniss daran!' Sie that es auch
und mied von dieser Stunde überhaupt alle öffentlichen

*) Siehe „Psych. Stud." Juni-Heft 1887 8. 277 ff, Juli-Heft 1887
S. 323 ff.


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