Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 204
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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204 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1890.)

bulismus nennen. Bei der Ahnung sind wir aber wach.
Demnach scheint eine ganz unerklärliche Ausnahme von
der Regel vorzuliegen. Bs scheint aber auch nur so.

Die Regel besagt nämlich, dass der Mensch nicht
gleichzeitig transcendental und sinnlich funktioniren kann,
sondern nur abwechselnd; transcendentales und sinnliches
Bewusstsein verhalten sich wie zwei Schalen einer Waage:

— die eine kann nur steigen- wenn die andere sinkt.
Davon also wäre nun, so scheint es, die Ahnung eine
Ausnahme, indem gleichzeitig im Unbewussten ein Ferngesicht
, im Bewusstsein die damit verbundene Angst läge.

Wie müssen wir es nun machen, um diese Ausnahme
als eine bloss scheinbare nachzuweisen und sie in die Regel
einzufügen ?

Dazu genügt eine einfache und berechtigte Annahme:

— wir brauchen nur die Gleichzeitigkeit des Fern-
gesichts mit dem begleitenden Angstgefühl, das in der
Ahnung liegt, fallen zu lassen. Wir müssen das Ferngesicht
in die Vergangenheit zurück verlegen, die Ahnung als in die
Gegenwart hereinragendes Ueberbleibsel ansehen. Die
Schwierigkeit ist also beseitigt, die Ausnahme in die Regel
eingefügt, wenn wir das Ferngesicht in einen vorhergegangenen
Somnambulismus zurückverlegen. Ist aber ein
solcher anders nicht nachweisbar, so muss er eben im
Schlafe eingetreten sein. Dieser erreicht, wie mar, weiss,
häufig jene Tiefe, wodurch er sich dem Somnambulismus
annähert. Der tiefe Schlaf ist viel häufiger, als der
eigentliche, natürliche oder künstliche Somnambulismus,
daher kommen erfahrungsmässig Ahnungen häufiger vor,
als Ferngesichte.

Was dieser Erklärung zu widersprechen scheint, —
aber auch nur scheint^ — ist der Umstand, dass Ahnungen
keineswegs immer gleich mit dem Erwachen gegeben sind,
sondern oft im Verlaufe des Tages plötzlich als ganz
unmotivirtes Angstgefühl eintreten. Dies kann nur nach
den Gesetzen der Association erklärt werden, indem irgend
ein Anlass des wachen Lebens die Erinnerung erweckt. In
der gleichen Weise werden auch unsere bedeutungslosen
Träume beim Erwachen oft total vergessen, unter Tags aber
wieder theilweise erinnert.

Wenn nun aber die Ursache der Ahnung, das Ferngesicht
, in der Vergangenheit liegt, die Ahnung selbst aber
in der Gegenwart, so müssen wir zwischen beide nothwendig,
einen Process einschieben, der die Abschwächung besorgt,
in Folge deren nur mehr das Angstgefühl im Bewusstsein
zurückbleibt, das Ferngesicht aber wieder unbewusst


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