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212 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1890.)
waren mehrere Millionen Reichsthaler in der Schatzkammer
." (s. Schweden [geschichtlich] S. 444.) —
In dem hier berichteten Brande des Stockholmer
Schlosses kurz nach dem Tode Karfs XL finden wir
vielleicht die Erklärung für das Nichtmehrauffinden des
Original-Protokolls über des Königs gehabte Vision.
Ferner liegt in dem gewiss lange vor der 4680 bewirkten
Reduction geplanten Vorhaben wohl der psychische
Schlüssel zu den visionär vorausgeschauten Folgen seines
Vorgehens gegen den Adel, mit dessen Unbotmässigkeit er
und fast alle folgenden Könige schwer zu kämpfen hatten.
Allerdings ist die gewaltthätige Art und Weise, wie sein
Sohn und Nachfolger Karl X1L sich an dem Livländischen
Baron Johann Reinhold von Patkul eben wegen Widerstandes
gegen diese unselige Reduction unbarmherzig rächte;
eine geradezu unverantwortliche. Patkul erklärt selbst dem
ihn zum Tode vorbereitenden schwedischen Regiments-
Pastor Magister Lorenz Hagen *) am Abend des 29. September
1707 (alten Stils): — „Ach, die Reduction (der Krongüter
) in Lievland und Schweden ist meiner
Unglückseligkeit Mutter ... Die Reduction, die so manchen
Menschen arm gemacht, die ist Schuld an dem Verbrechen,
das man mir beilegt. Der selige König klopf te mich (1689)
auf die Schulter und sprach: — 'Patkul vertheidigt Ihr
die Gerechtigkeit Eures Vaterlandes als ein redlicher
Mann !' Ach, was sollte ich denn andres thun ? Aber böse
Menschen haben es anders gekartet. Gott verzeihe dem
Hastoer, er hat vieles zu meinem damaligen Unglück con-
triluiret. Im Anfang hat er mich verleitet, im Mittel
verblendet und am Ende verfolget. Nun, ich werde
Dich mit anderen Widersachern vor dem
Richterstuhle Gottes bald sehen." . . . Patkul,
welcher „Ihrer Czaarischen Majestät Petri L gewesener
Geheimder Rath und Plenipotentiarius wie auch General
en Chef bei Dero Truppen gewesen und von Diesem in des
Allerdurchlauchtigsten Königs Äugusti Dienste als wirklicher
Geheimer Rath desselben entlassen worden war", lebte
etzliche Jahre in Dresden. Gerber berichtet über seinen
religiös-frommen Charakter: — „Der königliche Hofstaat
hatte eines Tages einen weiten Marsch gethan und des
Abends in einem elenden Dorf übernachten müssen. . . .
Die Herren Minister, unter denen Patkul gewesen, wollten,
*) Von diesem mitgetheilt an Magister Christian Gerber, Pfarrer
zu Lockwitz Iii Dresden (1690—1728), welcher uns die Denkwürdigkeiten
seiner Zeit hinterlassen hat.
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