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Der Angststoff als Gift
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Streichholz, worauf eine Scene wilder Verwirrung entstand.
„Susie" schrie und bat um Loslassung. Die Zuschauer
standen sprachlos, während Burke, welcher ihre Befreiung
versuchte, niedergehalten wurde. Die Polizei war inzwischen
benachrichtigt, ein Patrollir« Wagen herbeigerufen, und alle
Theilnehmer wurden eingesperrt Sie hatten ein durch sechs
Monate blühendes Geschäft hier, das ihnen im fashionabelsten
Theile der Stadt bis 800 Dollars monatlich abwarf. Mrs.
Satvyer war in San Francisco gut bekannt." — Dergleichen
Betrügereien stehen wieder andere Berichte über Materialisationen
im zu Chicago erscheinenden „Rdigio-Philosophicai
Journal" gegenüber, welche um ihrer durchaus ehrlichen
Theilnehmer willen in hohem Grade beachtenswerth und
erforschungswürdig bleiben, wie auch die Berichte über
Jeanette Stansbury im Febr.- und März-Heft er.
Gr. O. Wittig.
Der Angststoff als Gift
Von Karl Kiesewetter in Meiningen.
Auf Seite 545 des November-Heftes 1889 der „Psychischen
Studien" wird darauf aufmerksam gemacht, dass die „Aqua
Toffana" höchst wahrscheinlich Angststoff gewesen und dieser
überhaupt als Gift benutzt worden sei. Ich bin im Stande,
dafür einige Belege zu bringen. Robert Fludd (1574—1637)
sagt in seiner sehr seltenen „Philosophia Moysaiea" (Gondol
[London?] 1638, Fol.) Folgendes: — „Ein genuesischer
glaubwürdiger Kaufmann erzählte mir, dass während seines
Aufenthaltes in Tunis ein dortiger Jude einen rothhaarigen
englischen Matrosen für 300 Pfund gekauft und ihm in
seinem Hofe das Rückgrat eingeschlagen habe. Darauf
habe er dem Unglücklichen ein Sperrholz in den Mund
gesteckt, ihm einige Schlangen an die Zunge gesetzt und
sein Gesicht gegen die Sonne gekehrt. Aus dem Geifer
des Gemarterten habe der Jude ein Gift bereitet und
dasselbe um einen Ungeheuern Preis an gewisse Kaufleute
verhandelt." — Der päpstliche Apotheker zu Avignon
erzählte Fludd einen ähnlichen Fall, dass nämlich ein
italienischer Cardinal seine rothhaarige Ooncubine, die eben
geboren hatte, bis an die Brust in die Erde grub, an die
Brüste zwei Schlangen setzte und den ausfliessenden sowie
den in den Thierleibern gefundenen Saft zu giftmischerischen
Zwecken verwendete.
Hierher gehört auch die so vielfach geübte, schädigende
Magie durch „vergiftete Mumie", die das ganze Hexenwesen
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