http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0247
Karze Notizen,
239
wurde zu Frauenstein ein Todtengräber wegen derselben
Untbaten mit Rad und Feuer gerichtet. Endlich will ich
noch daran erinnern, dass von den gleichzeitigen Schriftstellern
die berüchtigten Brunnenvergiftungen der
Juden auf obigen Unfug zurückgeführt werden. Sicher
beruht Vieles auf Aberglauben, Vieles auf den Eigenschaften
der missbrauchten Stoffe als einfachen Infectionsträgern,
Vieles aber auch auf der specifischen Wirkung der Angstund
Unluststoffe,
Kurze Notizen.
a) Im dritten Kapitel ihrer Memoiren theilt
Margarethe von Valou folgende merkwürdige Fälle über das
Alinungsvermögen ihrer Mutter Katharina von Medici
mit: — „Gerade die Nacht vor dem unglücklichen Turniere
(in dem der Vicomte von Monigommerie den Vater Margarethe"^
tödtlich verwundete) träumte ihr, sie sähe den heim-
gegangenen König, meinen Vater, am Auge verwundet, so
wie es geschah. Nach ihrem Erwachen bat sie ihn flehentlich
, nicht am Turniere sich zu betheiligen, sondern sich
mit Zuschauen zu begnügen; aber das unvermeidliche
Geschick gestattete nicht diesem Lande das Glück, dass
der König auf diesen nützlichen Rath hörte. Jedesmal
auch, so oft sie eines ihrer Kinder durch den Tod verlor,
geschah es, dass sie eine sehr grosse Flamme sah,
wobei sie sofort aufschrie: — 'Meine Kinder! Gott schütze
sie P — Bald darauf erhielt sie die traurige Nachricht, welche
ihr durch diese Erscheinung verkündet war. Im Jahre
1569 erkrankte sie und war dem Tode nahe. Während
König Karl, ich, meine Schwester und viele Damen ihr
Bett umstanden, rief sie, als sei sie in der Schlacht von
Jarnac gegenwärtig: — 'Seht, wie sie fliehen! mein Sohn
hat den Sieg. Ach, mein Gott, hebt meinen Sohn auf.
Seht, seht, hier unter dieser Hecke liegt der Prinz von
Condö todt!' — Alle Anwesenden glaubten, sie spräche im
Fieber. Am folgenden Tage überbrachte Herr von Losses
die Bestätigung." („Schorens Familienblatt" Nr. 4, 1«90,
S. 64.)
V) Eine visionäre Ahnung der Kaiserin
Eugenie. — Madame Carette, eine Freundin der ebenso
schönen als unglücklichen Niobe des 19. Jahrhunderts,
erzählt in ihren jüngst erschienenen zweibändigen Erinnerungen
: — „La Veille de la chüte d'un empire" („Der
Vorabend des Falles eines Kaiserthums") unter vielen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0247