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Kurze Notizen. 245
Frankreich Aufsehen. Sie gab eine Wochenschrift „Le
'apillon" („Der Schmetterling") heraus, für welche die
i sten Autoren ihr aus Rücksicht auf ihre Lage Beiträge
widmeten, trotzdem vermochte sich das Blatt auf die Länge
icht zu halten. Nach dem Tode ihrer Kinder begann die
chöne Olympe, bei welcher der Wandertrieb im höchsten
jrade ausgebildet war, ein wahres Nomadenleben. Sie ging
on Europa nach Egypten, von Egypten zu den Türken,
on da zu den Russen und schliesslich nach Amerika,
leberall verschaffte sie sich Einblicke in's nationale Leben,
He sonst den Europäern verwehrt bleiben. Als Früchte
hrer Studien im Orient erschienen zwei höchst lesenswerthe
Bücher: — „Die enthüllten Mysterien Egyptens" und „Die
Hysterien des türkischen Serails und Harems/' In Amerika
nachte sie sogar einen Abstecher nach der Salzseestadt zu
'irigham Young, dem Propheten der Mormonen, und was
sie dort beobachtete, legte sie in dem zweibändigen Werke
.Durch Amerika" nieder. Abgesehen von ihren Reisewerken,
errang sie sich mit manchen anderen die Gunst des Lese-
:>ublikums, so z. B. mit „Russische Mächte" und „Wie die
Männer lieben." Zwischendurch weilte Madame Andouard
wieder zeitweilig in Paris. Obwohl ihrer Ueberzeugung
nach Republikanerin, verschmähte sie es doch nicht, die
Feste am Hofe des dritten Napoleon mitzumachen, zu welchen
sie vermöge ihrer Verbindungen und ihrer geistigen Schlagfertigkeit
Zutritt erhielt. (Ihre Begegnung mit Napoleon
und eine solche mit König Wilhelm I. in Baden-Baden bitten
wir unsere für die Dame interessirten Leser in der „Allgemeinen
Moden-Zeitung" Nr. 8 v. 17. Februar S. 124 ff.
nachzulesen.)
f) Wegen Tödtung der eigenen Mutter durch
Beilhiebe in der Nacht zum 9. Oktober 1889 — dieselbe,
eine Handarbeiterswittwe, wohnte in einem Hause der
Kreuzstrasse zu Leipzig — wurde bekanntlich der dreizehnjährige
Schulknabe Bernhard Emil Stelzner in Haft genommen.
Jetzt (Ende März er.) ist constatirt worden, dass der Knabe
an Geistesstörung leidet; derselbe hat also die gräss-
liche That, wie wir übrigens von Anfang an vermuthet
haben, in einem Zustande der Unzurechnungsfähigkeit und
krankhafter Störung seiner Geistestbätigkeit begangen,
durch den seine freie Willensbestimmung ausgeschlossen
gewesen ist. Vorläufig ist er im Georgenhause untergebracht
worden. (Man vergl „Psych. Stud." November-Heft 1889,
Kurze Notizen sub b) S. 543 ff., nach welcher vielleicht
Dr. M.'s Vermuthung sich zum Theil bestätigt.)
g) Die „Kreuzzeitung" hat sich schon wieder in den
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