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246 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1890.)
Resauer Schinkenknochen verbissen. Schon hat sie mehiere
weitschweifige Artikel über Spuk losgelassen, denen wahrscheinlich
noch eine endlose Reihe folgen wird. — Mit wie
richtigem Instinkt die „Kreuzzeitung" doch im „faulen
Zauber" den am meisten für sie passenden Stoff herausspürt
! („Kladderadatsch" Nr. 12 v. 16. März 1890 S. 47.)
— Dies zur Notiz für Forscher, an welche die Kreuz-
zeitungs - Artikel gerichtet sein dürften. Wenn es
„Kladderadatsch" weiterhin noch „auffallend" nennt, „dass
diesmal bei den Wahlen der Spiritismus gar nicht angewandt
worden ist," so irrt er. Er hat ja recht damit: — „Wenn
Bratpfannen fliegen können, so können Urnen es auch.
Nun stelle man sich eine Wahlurne vor, welche sich langsam
vom Tisch erhebt, emporschwebt, eine Zeit lang über den
Häuptern des Wahlvorstandes kreist und dann der Thüre
des Lokales zufliegt. Mit was für verblüfften Gesichtern
würde ihr der Wahlvorstand wohl nachgesehen haben!" —
aber er hätte sich nur alle Wahlvorstände des ehemaligen
Cartells vorstellen sollen, mit welchen erschrockenen Augen
sie die ehemaligen Stimmen für ihre Candidaten davonfliegen
sahen, und das Besauer Wunder hätte sich für ihn
in ein politisches verwandelt!
h) Wir haben schon früher einmal (s. „Psych. Stud."
Januar-Heft 1890 S. 1) auf den beliebten humoristischen
wie historischen Erzähler Dr. Ernst Eckstein in Dresden
hingewiesen, welcher bereits als trefflicher Märchenerzähler
im „Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes"
1889 eine Lanze für den Spiritualismus oder den überzeugten
Glauben an ein Leben im Jenseits mit der Fabel
„Die Auster" eingelegt hat. Ob ihn seine Leser darin
voll verstanden haben? Die Nutzanwendung war nicht so
schwierig. — Jetzt lesen wir in demselben „Magazin" Nr. 12
v. 22. März 1890 S. 179 zwei „Aphorismen" von ihm, dereu
I. sich mit dem Verhältniss der Gesetze unserer Vernunft
(er meint wohl die aus Anschauung und Beobachtung
gezogenen Inductions-Schlüsse des Verstandes) zu den
grossen von der Erscheinungswelt unabhängigen Gesetzen
des Metaphysischen (er meint jedenfalls die ä priori-
Kategorien unseres deductiven Vernunft-Denkens) befasst
und es dadurch zu versinnlichen sucht, dass wir uns eine
riesige Glasscheibe vorstellen sollen, auf der sich neben
einander unzählige kleine Scheiben alle von links nach
rechts drehen. Ein Beobachter auf einer der kleinen
Scheiben würde aus dem für ihn möglichen Ueberblick der
Nachbarscheibchen den gerechtfertigten Schluss ziehen
können, dass auch alle übrigen Scheibchen sich in gleicher
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