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Kurze Notizen.
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Richtung bewegen, weil eine entgegengesetzte Richtung ohne
eine Katastrophe undenkbar wäre. Dies sei der Standpunkt
wissenschaftlicher Beobachter, welche unter Anwendung
unserer immanenten Denk^esetze aus den uns bekannten
Theilen der Erfahrungswelt Schlüsse ziehen auf die unbekannten
Theile", falls genügendes Material dafür vorliege
(Induction). „Das Gesetz von der vierfachen Wurzel des
zureichenden Grundes ist eben gültig bis in die fernsten
Himmelsräume." — „Der Mensch aber, der die Denkgesetze
der Erscheinungswelt auf die grossen Fragen der Metaphysik
überträgt, das Transscendente also mit dem Maaszstab des
Immanenten misst, der begeht denselben Fehler, den der
Beschauer der Riesenscheibe begehen würde, falls dieser
aus der gemeinsamen Richtung der kleinen Scheiben auf
die Richtung der grossen Hauptscheibe schliessen und
demzufolge behaupten wollte, auch diese Hauptscheibe müsse
sich logisch erweise von links nach rechts drehen. Vielleicht
dreht sie sich gerade von rechts nach links." — Jedes
Gleichniss hinkt zwar; aber es ist dies dasjenige Grundproblem
, welches auch den Schlussfolgerungen von
mediumistischen Beobaehtungsthatsachen aus hinüber auf
transscendente Zustände der Geisterwelt zu Grunde liegt.
Nur würden wir deshalb noch nicht behaupten, dass die
Gesetze der Metaphysik im Jenseits ganz andere seien als
im Diesseits. (Denn die Hauptscheibe dreht sich vielleicht
doch von links nach rechts.) Die Gesetze sind nicht anders,
nur die Beobaehtungsobjecte sind andere, weil Geister für
uns nicht mehr sinnenfälliger Natur sein können, weshalb
ihre Bewegungen für uns bloss nicht mehr sinnlich
berechenbar sind. Aber ihre Eigen-Verhältnisse werden
immerhin als unseren sinnlichen wenigstens ähnliche oder
entsprechende betrachtet werden können. Und in dieser
festen Grundüberzeugung wurzelt eben unser unerschütterlicher
Jenseitsglaube.
0 Der Mensch als Schreibtafel. — „Ein Gelehrter
in Paris, Dr. Mesnet, hat Jn der Academie de medecine
einen Vortrag gehalten über ein ganz neues, bisher unbekanntes
Phänomen des Hypnotismus, welches alle bisher
bekannten Erscheinungen an Seltsamkeit weit übertrifft: es
ist dies der sogenannte „Autographismus." Diese Erscheinung,
welche nur bei hysterischen oder leicht hypnotisirbaren
Personen vorkommt, besteht nach den Ausführungen des
Dr. Mesnet im Folgenden: — Die Haut der betreffenden
Personen ist überaus empfindlich, so dass sie bei der
leisesten Bewegung erröthet; schreibt man nun mit dem
Finger oder mit irgend einem anderen spitzigen Instrument,
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