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296 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1890)
über ihn gewinnen. Der Unterschied zwischen Kant und
du Prel ist nun dieser, dass Ersterer die Offenbarungen
Swedenborg^ als „Erzgeistersehers" auch als die eines
„Erzphantasten unter allen Phantasten" (S. 45) beurtheilen
zu dürfen vermeint, obgleich nach Kant „dieser Umstand
diejenigen, welche den Geistereinflüssen sonst günstig sind,
nicht abhalten kann, hinter solcher Phantasterei noch etwas
Wahres zu vermuthen," während Dr. du Prel (als Vertreter
des Spiritismus) mehr als Swedenborg und Kant von vielen
anderen ähnlichen Geistereinflüssen weiss und kennt, und
deshalb gerechtfertigt ist, wenn er eine andere Ansicht über
Swedenborg und ähnliche Media hegt und vorbringt, als Kant
in seiner damals noch unverschuldeten Unkenntniss über
diese Dinge. Es liegt auch gar keine Schwierigkeit in dem
„Hereinragen der Geisterwelt" und dem „bewussten
Verkehr mit der Geisterwelt, ferner in der Erfahr-, Sicht-
und Greifbarkeit, kurz der Materialität der letzteren", wie
Dr. v. Koeber behauptet. Die „Erfahrbarkeit" einer Geisterwelt
ist einfach möglich durch die vernehmkräftige „Psyche"
des Mediums, die „Sicht- und Greitbarkeit" aber durch die
mit dieser Medium-Psyche verbundene materielle Körperlichkeit
, welche dieser Psyche über die Empfindungsscbwelle
des Jenseits gleichsam nachfluthet und nachwogt, wie das
Meer dem Monde, da beide sich einander mit ihren Kräften
nicht blos anziehen, sondern auch wechselseitig durchdringen.
Damit ist der Streit erledigt, denn die aller bisherigen
Vernunft widersprechenden „gespenstischen" Pacta des
Medium ismus wird doch Herr Dr. v. Koeber schwerlich
ableugnen wollen. Sie sind trotz aller bisherigen Vernunft
und Kanfsehen Grundsätze Pacta. Wir haben daher diese
Grundsätze einfach zu erweitern, dass sie diese gespenstischen
und widerspenstigen Facta mit umschliessen und erklären.
Bibliographie.
(Fortsetzung von Seite 248.)
DUtes, Dr. Friedrich: — „Paedagogium. Monatsschrift für Erziehung
und Unterricht. Herausgegeben unter Mitwirkung hei vorragender
Paedagogen." XI. Jahrg. 12. Heft, September 1889.
(Leipzig, Jul. Klinkhaidt, 1889.) Mit Artikelschiuss über „Ahnen,
Gedankenlesen, Sympathie und Antipathie. Eine physiologisch-
psychologische Studie von Theodor Schlitz in Antwerpen." VIII
u. S. 757 — S. 820, Preis: M. 2.25 pro Quartal.
du Frei) Dr. Carl: — „Das hypnotische Verbrechen uud seine Entdeckung
." (München, Maximiliansstrasse 206, Verlag der Akademischen
Monatshefte, 1889.) 105 S. 8°. 1 M.
(Fortsetzung folgt.)
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