Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 307
(PDF, 165 MB)
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du Prel: Was sind Ahnungen?

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vergessenen Traum zu Grunde legen, von dem ein posthypnotisches
Angstgefühl, das manchmal auch erst nachträglich
geweckt wird, zurückblieb, oder der posthypnotische
Drang, in einem bestimmten Augenblick eine scheinbar
unmotivirte Handlung vorzunehmen. Dadurch sind die
Ahnungen in Analogie gebracht mit der unbestrittenen
Thatsache posthypnotischer Befehle. Auch bei diesen geht
der Handlung grosse Unruhe vorher; dann aber, wenn dem
Drange genügt ist, stellt sich wieder vollständige innere
Ruhe ein, ja solche Somnambulen zeigen dann oft eine wahre
Verklärung im Gesichte.

Unsere Theorie hat den Vortheil, die Erklärungsursache
der Ahnungen in den Ahnenden selbst zu verlegen.
Wer sie nicht annimmt, kommt vom Regen in die Traufe,
indem er zur spiritistischen Inspiration greifen
müsste. Verzichtet man freilich darauf, die Ahnungen in die
allgemeine Regel einzufügen, dass alles Fernsehen die
Unterdrückung des sinnlichen Bewusstseins zur Voraussetzung
hat, — dann freilich kann man, die Ahnung als
etwas sui generis betrachtend, die Hypothese aufstellen,
dass das Fernsehen erst im Momente der Gefahr entstehe,
aber für das Bewusstsein in der Gefühlssphäre stecken
bleibe, im Uebrigen aber unter der Empfindungsschwellc
verlaufe. Ich für meinen Theil halte ein vollständiges
Ferngesicht im Schlafe für leichter möglich, als ein halbes
im Wachen, und — wie schon bemerkt — können die
nichteintreffenden Ahnungen nicht als Gegeninstanz gegen
unsere Theorie angeführt werden, weil auch der nichtprophetische
Traum von ängstlichen Gefühlsresiduen überdauert
werden kann.

Eine Klasse von Ahnungen giebt es jedoch, die in der
That ein anderes Ei klärungsprinzip erfordern, und die auf
einem im Augenblick selbst der Ahnung geschehenden
telepathischen Einfluss zu beruhen scheinen. Die
obige Geschichte des Bergmannsknaben gehört vielleicht
schon hierher. Telepathie ist nun allerdings ein Räthsel,
so gut, als das Fernsehen; aber doch verdient es manchmal
als die einfachere Hypothese den Vorzug. Wenn wir z. B.
lesen, dass der Pfarrer Kraus in Idstein es jedesmal genau
wusste, wenn ein Kranker nach ihm verlangte, so dass er
dann Nachts jedesmal aufstand und hinging, wobei er in der
Hegel die Bestätigung seiner Ahnung fand,*) so ist hier
Telepathie wahrscheinlicher, als Fernsehen; denn gerade bei
Kranken und Sterbenden ist das Fernwirken eine häufig

*) Meyer: - „Hades." 118.


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