Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 308
(PDF, 165 MB)
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308 Psychisohe Stadien. XVII. Jahrg. 6. Heffc. (Juni 1890.)

beobachtete Erscheinung. Professor Fechner erzählt: —
„Eine mir bekannte Dame von sonst heiterer Gemüthsart,
die Tochter eines meiner Collegen, gerieth während der
Vorbereitungen zu einem Familienfeste, wo Alles um sie
! heiter war, und ohne die geringste Veranlassung dazu zu
J haben, in eine ihr selbst ganz unerklärliche Angst; sie
weinte, sonderte sich ab von der Gesellschaft und konnte
sich gar nicht beruhigen. Bald darauf kam die Nachricht
an, dass ein entfernter Verwandter, an dem sie sehr gehangen
hatte, zu derselben Zeit durch einen Unglücksfall
um's Leben gekommen war*) — Als der Schauspieler
Schmidt 1802 in Braunschweig als Franz Moor auftrat,
bekam er ein so heftiges Herzklopfen, dass er sein Ende
nahe glaubte. Sein Puls stand still, und mit Wehmuth
dachte er an seine entfernte Frau. Als er Tags darauf zu
dieser in die Stube trat, empfing sie ihn mit den Worten:
— „Also Du lebst doch noch!" Sie war während seines
Unwohlseins am vorigen Tage von einer unerklärlichen
Angst befallen worden, er sei gestorben**) — Wenn wir
annehmen wollen, wozu uns verschiedene Gründe ein Recht
geben, dass das sympathische Verhältniss in der
Freundschaft und Liebe einigermaassen jenem gleicht, das
zwischen dem Magnetiseur und seinem Somnambulen
herrscht, so könnte wohl ausnahmsweise die telepathische
Uebertragung von Empfindungen, Gedanken und des
Willens auch in der Liebe eintreten.

Der Vollständigkeit halber führe ich noch einen Fall
von Ahnungen an, wobei das Fernsehen nicht wohl in
einen vergangenen Traum verlegt werden kann, sondern
als eben erst eintretend angenommen werden muss. Es
kommt nicht eben selten vor, dass wir auf der Strasse
plötzlich an Jemanden denken, dem wir gleich darauf
begegnen. Eckermann, mit Goethe sprechend, erzählte ihm,
dass er von einem Spaziergang kommend , zehn Minuten
von Weimar entfernt, den geistigen Eindruck hatte, es
würde ihm an der Theaterecke Jemand begegnen, den er
seit Jahr und Tag nicht mehr gesehen, und an den er
lange nicht mehr gedacht hatte. Wirklich trat ihm an der
Theaterecke eine solche Person entgegen. „Das ist sehr
merkwürdig", erwiderte Goethe, „und mehr als Zufall. Wie
gesagt, wir tappen Alle in Wundern und Geheimnissen."***)

*) Fechner: — „Zend Avesta." III. 207.

**) ühde: — „Denkwürdigkeiten des Schauspielers Friedrich
Ludwig Schmidt." I. 110.

***) Pertyx — „Die mystischen Erscheinungen." II. 270.


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