Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 309
(PDF, 165 MB)
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du Prel: Was sind Ahnungen?

309

Schon die Häufigkeit solcher Fälle scheint zu verbieten,
sie durch vergangene prophetische Träume in so beschränkter
Richtung zu erklären. Andererseits bietet es immerhin eine
psychologische Schwierigkeit, das Bewusstwerden einer
transcendentalen Funktion im Wachen anzunehmen;
denn, wie gesagt, es ist die Regel, dass nur bei Unterdrückung
des sinnlichen Bewusstseins transcendentale
Einflüsse zur Geltung kommen. Es kann aber nicht genug
betont werden, dass jene psychologische Schwierigkeit nur
das Bewusstwerden eines Ferngesichts im Wachen betrifft,
nicht die Existenz des Ferngesichts; denn das transcendentale
Wahrnehmungsvermögen muss, weil das Organ
derselben, die Seele, immer gegeben ist, offenbar auch im
Wachen immer gegeben sein, nur dass seine Funktionen
unbewusst verlaufen. Dass sie also manchmal bewusst
werden, wie bei den Ahnungen eines Begegnens, ist
keineswegs unmöglich. Ich habe diese Art von Ahnungen
und das Beispiel bei Eckermann darum angeführt, weil es
häufig mit einem räthselhaften Nebenumstand verbunden
ist, den ich nirgend angeführt finde, und der doch gar
nicht selten zu sein scheint. Ich kannte drei seither verstorbene
Damen, — eine Freundin meiner Frau, meine
Schwiegermutter und die Schriftstellerin Isabella Braun, —
bei welchen das auf eine Strassenbegegnung gerichtete
Fernsehen in der Weise, und zwar regelmässig, eintrat,
dass sie vorerst in einer ganz beliebigen, nicht einmal
ähnlichen Person diejenige zu sehen glaubten, der sie nach
wenigen Schritten in der That begegneten. Als eine vierte
Dame, bei der die Ahnung regelmässig mit diesem Nebenumstand
verbunden ist, kann ich meine eigene Frau anführen,
und als fünfte Person einen Freund, einen sehr berühmten
Maler. Endlich hat mich erst kürzlich ein Bekannter spontan
über diese Erscheinung befragt, die er an sich selber häufig
erfährt. Als er das letzte Mal in dieser Weise geäfft wurde,
indem er einen Fremden für einen Bekannten hielt, kehrte
er, um dieses Mal wenigstens die zu erwartende Begegnung
mit dem Bekannten selbst zu vereiteln, ärgerlich um, und
— lief ihm in die Hände. Die Sache kann also offenbar
nicht sehr selten sein.

Im Ganzen genommen scheint es also drei Arten
von Ahnungen zu geben. Die zahlreichste Klasse
scheint die zu sein, deren Ursache in der Vergangenheit
liegt, und zwar in Gestalt eines prophetischen Traumes, der
vergessen wurde, während sein Empfindungswerth erhalten
blieb. Seltener sind die Ahnungen, deren Ursache in der
Gegenwart liegt. Diese können beruhen auf einem tele-


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