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312 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1890.)
Widerstande seiner Generale weg. Auch im Kampfe gegen
das damals noch dänische Norwegen war er unglücklich.
„Nachdem sich auch England, das ihn umsonst zu
gemässigten Ansichten zu bringen gesucht, von ihm abgewendet
, reizte G. noch den Adel und das Heer durch
schroffe Behandlung und rief so selbst die Katastrophe
herbei, die ihn im März 1809 des Thrones beraubte. Die
westliche Armee, die unter Cederström an der norwegischen
Grenze stand, gab das Zeichen zur Empörung und setzte
sich unter Adler sparte gegen Stockholm in Marsch, Hier
befanden sich die Häupter der gegen ihn angezettelten
Verschwörung in seiner unmittelbaren Umgebung. Der
König beschloss anfangs, sich mit zwei pommerschen
Regimentern in Stockholm zu vertheidigen, Hess jedoch
diesen Plan bald wieder fallen und wollte nach Linköping
aufbrechen, um daselbst noch mehr Truppen an sich zu
ziehen. Vor seiner Abreise verlangte er von der Bank
2 Millionen Thaler. und die von ihm auf geschehene Verweigerung
der Auszahlung angeordnete gewaltsame Wegnahme
des Geldes brachte die Gährung am 13. März 1809
zum Ausbruch. Feldmarschall Klingspor, General Adler er eutz
und Generaladjutant Silfversparre traten beim König ein
und forderten ihn auf, von den bisherigen Maassregeln
abzustehen und dem Eeiche Ruhe zu geben. Entrüstet zog
6?. den Degen, ward aber von Silfversparre entwaffnet und
im Namen der Nation zum Gefangenen erklärt. Der König
entriss dem General Strömfeld den Degen und stürzte aus
dem Zimmer, um die auf dem Schlosshofe versammelten
Truppen zu seiner Vertheidigung aufzufordern, ward aber
angehalten und zurückgeführt. Nachts 1 Uhr wurde er
nach Drottningholm und am 24. März nach Gripsholm in
Haft gebracht. Hier stellte er am 29. März 1809 eine
Entsagungsurkunde aus, die dem Reichstage zur Bestätigung
vorgelegt ward* Dieser erklärte in seiner ersten Sitzung
(10. Mai) den König und seine leiblichen geborenen und
ungeborenen Erben der Krone Schwedens für immer
verlustig und übertrug dieselbe an (seinen Oheim und
früheren Vormund) den Herzog Karl von Südermannland
, der die Regierung schon am Tage vor G.'s Verhaftung
übernommen hatte. Dem entthronten König
ward für sich und seine Familie ein jährliches Einkommen
von 66,666% Thalern ausgesetzt, statt dessen 1824 seiner
Familie eine Abfindungssumme von 721,419 Thalern ausgezahlt
wurde. G. selbst hat von Schweden nie etwas
angenommen, so dass er später bei seinem geringen Privatvermögen
oft in Verlegenheit gerieth. Den ihm angewiesenen
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